In meinen Berichten ist oft die Rede von …gehört zur Familie, der Art… oder …ist eine Unterart von… Es wird also Zeit für eine Erklärung. Wenn wir ordnungsliebende Menschen sind, dann nutzen wir Systeme auf dem PC, bei der Arbeit oder Zuhause um etwas wiederzufinden, zu vergleichen, Zusammenhänge zu erkennen oder zum Meinungsaustausch mit anderen. So auch Biologen, die ein Klassifizierungsschema – die Taxonomie – nutzen, um das komplette Tier- und Pflanzenreich jeweils in eine hierarchische Ordnung zu bringen.
Wenn sich Tiere in ihren wesentlichen Merkmalen gleichen und wenn sie als Männchen und Weibchen miteinander wieder gleiche, fruchtbare Nachkommen hervorbringen, so gehören sie zu einer Art. Wenn sie daneben in unerheblichen Merkmalen, wie Färbung oder Größe, voneinander abweichen, dann kann man von Unterarten, Varietäten oder Rassen sprechen. Arten, die sich nur geringfügig unterscheiden, fasst man zu einer Gattung zusammen. Werden die Unterschiede größer, werden weitere Gattungen aufgestellt. Diese lassen sich dann wieder nach dem Grad der Ähnlichkeit zu Familien vereinigen. Auf der nächsthöheren Stufe stehen die Ordnungen, die aus einander ähnelnden Familien zusammengesetzt sind. Desweiteren werden zusammengehörige Ordnungen zu Klassen und Klassen zu Stämmen vereint, und alle Tierstämme bilden das Reich der Tiere.
Wichtige Voraussetzung ist ein einheitliches Namensgebungsverfahren – die Nomenklatur – das für die Kommunikation zwischen Wissenschaftlern weltweit gültig ist. Die Grundstruktur dieses heute noch gültigen Systems entwickelte Carl von Linné (1707-78). Der schwedische Forscher hat die binäre (doppelte) lateinische Nomenklatur eingeführt, die als Grundlage für sein „Systema naturae“ gilt.
Erklärung für die binäre Nomenklatur am Beispiel für den lateinischen Namen des Östlichen Kleinen Pandas: Es funktioniert wie unsere Vor- und Familiennamen und orientiert sich an Gattung und Art. Der lateinische Name ist also Ailurus fulgens styani und setzt sich aus der Gattung und der Art zusammen und, da es zwei Arten gibt, wurde der Nachname seines Entdeckers des Naturforschers Frederick William Styan hinzugefügt.
Um das System wirklich aussagekräftig zu machen, ist es erforderlich auch die ausgestorbenen Vertreter aller Tierarten zu erfassen. Siehe Anmerkung zu Ailuridae. So lassen sich nach molekularbiologischen und morphologischen Untersuchungen Verwandtschaften oder Abspaltungen von einer bestimmten Linie erkennen. Wer sich wundert, dass Walrosse und Robben in einer gemeinsamen Familie mit Hundeartigen sind, dem sei gesagt, dass es gemeinsame Merkmale gibt, die diese Einordnung rechtfertigen. Neuste Untersuchungen lassen vermuten, dass Bären und Robben einen gemeinsamen Vorfahren gehabt haben.
Oftmals vertreten Wissenschaftler unterschiedliche Ansichten was die Zuordnungen zu einzelnen Rängen betrifft und dies bringt natürlich eine gewisse Bewegung in das System. Oder die Forschungsergebnisse sind schlicht nicht eindeutig und die Diskussion darüber machen Anpassungen der Systematik erforderlich.
In einem folgenden Bericht werde ich auf die Systematik bei Homo sapiens eingehen.
*Die Chorda ist ein vorläufiges Achsenskelett, das durch die Wirbelsäule bei Wirbeltieren im Laufe der Entwicklung des Embryos ersetzt wird.
**Ailuridae – Die Familie umfasst die Kleinen Pandas und ihre bereits ausgestorbenen Verwanden. Eine genaue Darstellung erfolgt normalerweise im Tribus und Subtribus.