Erlebnis-Zoo Hannover

Erlebnis-Zoo Für mich und viele andere Menschen ist ein Besuch im Zoo immer ein Erlebnis. Als ich mich entschloss den Zoo in Hannover zu besuchen, habe ich mich also gefragt, was es wohl mit einem „Erlebnis Zoo“ auf sich hat. Bei einem Blick auf den Zoo-Plan wird vieles klar, wie es jedoch dazu kam? Hier zunächst die Geschichte und der Mensch hinter dem Konzept:Erlebnis-Zoo

  • Geschichte und wichtige Personen

Auf private Initiative des Parlamentariers Hermann Schläger und der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover, wurde 1865 ein Zoo in Hannover eröffnet. Es müssen schwierige Zeiten gewesen sein, denn das Königreich Hannover war 1866 Verbündeter Österreichs im sogenannten Deutschen Krieg gegen Preußen. Die von den Gründern angestrebte naturkundliche Bildungseinrichtung konnte über die Jahre nicht immer verwirklicht werden. Bei knappen Kassen musste man sich darauf konzentrieren, das Hannoveraner Publikum für den Zoo zu begeistern und das gelang am besten mit allerlei Veranstaltungen wie Freilichtkino, Theateraufführungen oder Gartenfeste. Wie alle anderen Zoos in Deutschland waren die beiden Kriege ein besonderer Einschnitt. Aufgrund knapper Kassen musste der Zoo kurzzeitig 1922 sogar geschlossen werden.

Ab 1931 wurde der Zoo an Hermann Ruhe verpachtet, der Inhaber einer Tierhandelsfirma war. Das Engagement der Familie Ruhe währte immerhin 40 Jahre. In dieser Zeit wurde der Zoo in einen für damalige Verhältnisse modernen Freiflächenzoo umgebaut und der Tierbestand erheblich erweitert (Schwerpunkt Antilopen).

Anfang der 1990 Jahre geriet der Zoo wieder in eine finanzielle Schieflage und musste umstrukturiert werden. Neuer Geschäftsführer wurde ab 1994 der Jurist und Lokalpolitiker Klaus-Michael Machens. Und da sein Name schon das Wort „Machen“ enthielt hat er das auch getan.

  • Konzept

Nach einer Methodik die sich „Design Thinking“* nennt, entwickelten Machens und seine Experten ein neues Zoo-Konzept: keine klassischen Gittergehege, sondern Freianlagen, die durch Gräben oder Glas Tiere und Besucher trennen. Themenbereiche fassen die Tierarten eines Kontinents zusammen und sind der natürlichen Umgebung der Tiere nachempfunden. Viele Beobachtungspunkte die besondere Einblicke in die Gehege bieten und ein Wasserlauf, auf dem Boote mit Besuchern in unmittelbarer Nähe zu den Tieren vorbeifahren. Schließlich Besucherbereiche die im Essensangebot und Stil dem jeweiligen Themenbereich angepasst wurden. Das Konzept wurde von vielen Fachleuten als Disneyverschnitt belächelt oder kritisiert. In der Zwischenzeit gibt der finanzielle Erfolg Machens recht und die Besucherzahlen sind über die Jahre in die Höhe geschnellt.

  • Themenbereiche und Tiere

Im Jahr 2022 ergab die Bestandsaufnahme 1759 Tiere in 170 Arten.

Sambesi   – ist einer afrikanischen Savannenlandschaft nachempfunden, Boote fahren auf einem künstlich angelegten Fluss nahe an den Gehegen vorbei.
AFI Mountain – beherbergt die Primaten, die auch im Afi Mountain Wildlife Sanctuary im Südosten Nigerias beheimatet sind, Flachlandgorillas, Schimpansen, Drills und Brazzameerkatzen.
Yukon Bay -zeigt die Kanadische Tierwelt u.a. mit Eisbären, Timberwölfen, Waschbären und Bisons. Natürlich fehlen auch Pinguine und Robben nicht.
Dschungelpalast – Der „Dschungelpalast“ ist dem Palast des indischen Maharadschas Bakhat nachempfunden, der nach dessen Tod langsam wieder vom Dschungel und Tieren in Besitz genommen wurde. Die größte Anlage ist für die Elefanten reserviert, aber auch Sibirische Tiger, China-Leoparden und Hulman-Affen findet man dort.
Outback – die Welt des australischen Outbacks mit Emus, Wombats, Bennett-Kängurus und verschiedenen Sitticharten.
Meyers Hof – ist eine Anlage wie ein bäuerliches Gehöft. Sie besteht aus alten Wohn-, Wirtschafts- und Stallgebäuden in einer ländlichen Umgebung mit Wiesen und Weiden. Hier sind seltene Nutztiere untergebracht, schwarzbunte Niederungsrinder, Harzer Rotvieh oder Exmoor-Ponys und verschiedene Hühner-, Puten- und Gänserassen.
Weitere Gehege außerhalb der Themenbereiche und ein Tropenhaus runden das Angebot ab.

  • Artenschutz und EEP

Der Zoo unterstützt eine ganze Reihe von Artenschutzprogrammen AP = (Artenschutzpartner) in verschiedenen Ländern:
Spitzmaulnashörner in Kenia AP: SAVE THE RHINO
Mendesantilopen (Addax und Strausse in der Sahara und dem angrenzenden Sahel AP: SAHARA CONSERVATION
Lemuren in Madagaskar AP: STIFTUNG ARTENSCHUTZ & CHANCES FOR NATURE
Asiatische Elefanten in Myanmar AP: CHANCES FOR NATURE
Gibbons in Vietnam AP: STIFTUNG ARTENSCHUTZ
Drills in Kamerun und Nigeria AP: RETTET DEN DRILL E.V

Weitere Projekte kümmern sich um einheimische Tiere wie Wildbienen oder Igel. Außerdem werden folgende Europäischen Erhaltungszucht-Programme (EEPs) vom Zoo Hannover koordiniert: Addax, Nordafrikanischer Strauß, Drills, Pferdeantilope, Zwergrüsseldikdik und Hulman-Langur

  • Bildung

Die Zooschule bietet außerschulischen Unterricht für Schüler und Lehrende an. Angeboten werden Unterrichtsstunden oder Workshops für verschiedene Klassenstufen. Das seit 2023 fertiggestellte Zoologicum beherbergt außer verschieden Tierarten (Riesenschildkröten, Faultiere, Insekten, Gürteltiere, Fuchsmangusten und Falklandkarakaras) auch die Zooschule und eine Arena.

  • Mein Fazit

Wenn man das „Erlebnis“ weglässt, besucht man einen Zoo, der ganz offensichtlich auf der Höhe der modernen Tierhaltung ist. Die teilweise riesigen Freigehege haben mich sehr beeindruckt. Für Hobbyfotografen gibt es eine Menge Spots, sodass man mit der üblichen Geduld viele tolle Bilder mit nach Hause bringen kann. Es gibt natürlich auch kritische Stimmen, die befürchten, dass zugunsten der Erlebniswelt die Haltung seltener oder interessanter Tiere zurücksteht. Beurteilt man den „Erlebnis-Zoo“ kann man festhalten, dass für die Besucher jeden Alters eine Menge, wohl auch über das Übliche hinausgehend, getan wurde und wird. Ich hatte auch den Eindruck noch nie so vielen Klassen oder Jugendgruppen begegnet zu sein wie in Hannover.

  • Zukunft

Seit 2015 gibt es einen Masterplan 2025+ der Investitionen von etwa 71 Mio. Euro vorsah. Einige der Projekte wurden bereits umgesetzt bzw. sind in Arbeit.