Natur + Wir

Seit einiger Zeit bin ich als Student an der Universität des 3. Lebensalters an der Goethe-Universität in Frankfurt eingeschrieben. Themen die unser Verhältnis zu Tier und Natur behandeln finde ich natürlich besonders spannend. So auch in diesem Semester eine Vorlesungsreihe unseres Dozenten Dr. Markus Schoor: „Ist ein neues Verhältnis zur Natur möglich?“

Zur Unterstützung hat sich Dr. Schoor einige interessante Menschen an die Seite geholt, die weltweit verschiedene Naturschutz- oder Ökoprojekte leiten, dort mitarbeiten bzw. mit dem Thema Nachhaltigkeit zu tun haben. Dabei ist es aus meiner Sicht wichtig, das Thema Naturschutz und Nachhaltigkeit von mehreren Seiten ehrlich zu betrachten, um einerseits das eigene Verhältnis zu diesen Themen zu definieren und andererseits auch das Miteinander von Mensch und Natur in anderen Ländern, z.B. im globalen Süden kennenzulernen.  Vielleicht gibt es ja auf die eingangs genannte Frage verschiedene Antworten. Es wird spannend.


Die 7. Runde – Puja aus Indien

Puja hält ihren Vortrag im Auftrag der indischen Tierschutzorganisation Wildlife SOS. Wie sie uns erklärt, hat Wildlife SOS nicht nur den Schutz und die Rettung von Tieren im Fokus, sondern legt großen Wert auf das Miteinander von Mensch und Tier und die Lösung von daraus entstandenen Konflikten.

Zitat: Da die Bevölkerung wächst, der Konsum und die damit verbundenen Auswirkungen zunehmen und Menschen und Gemeinschaften mobiler und vernetzter werden, müssen wir die Interaktionen von Menschen und Wildtieren, die unsere Umwelt teilen, mit Bedacht angehen. Es ist von größter Bedeutung für unsere Mission, sicherzustellen, dass Wildtiere über die menschliche Einmischung hinaus in Indiens überfüllter Landschaft gedeihen können. Der Lebensraumschutz ist nur ein Teil davon – wir bekämpfen auch den illegalen Handel und die Wilderei von Tieren, und wir setzen uns für die Populationen freilebender Tiere und Pflanzen sowohl im Rahmen des Rechtssystems als auch der Gesetzgebung, aber auch in den Gemeinden, die am stärksten von Konflikten zwischen Mensch und Wildtieren betroffen sind.

Wildlife SOS hat sich seit seiner Gründung 1995 zur größten Tierschutz-organisation in Indien entwickelt. Kartick Satyanarayan und Geeta Seshamani hatten erkannt, dass die schnell wachsende Bevölkerung Indiens das Leben vieler Wildtierarten bedroht. Vernichtung von Lebensräumen, Wilderei, die Haltung von Wildtieren zum Gelderwerb und letztendlich die nicht zu vermeidenden Mensch-Tier-Konflikte, in denen das Tier üblicherweise den Kürzeren zieht.

Eines der ersten Ziele war es, die Abrichtung und Haltung von Tanzbären in Indien zu verbieten. Sieht man sich die Tradition dieser Tierhaltung an, kann man erahnen, dass es wohl eine Herkulesaufgabe war, die gemeistert werden musste:

Die ethnische Gruppe der Qalandar war ursprünglich aus Zentralasien nach Pakistan und Indien eingewandert. Sie waren Anhänger des Sufi-Heiligen Bu Ali Shah Qalandar. Die Gruppen ließen sich in Pakistan und im Norden Indiens (Uttar Pradesh) nieder. Sie gehören der Nat-Kaste an und sind eine extrem marginalisierte Gemeinschaft*. Als Einnahmequelle widmeten sie sich der Vorführung und Unterhaltung mit dressierten Tieren, darunter Bärenkämpfe und Tanzbären. Da es kein Tier gibt, das zur menschlichen Unterhaltung kämpfen oder tanzen möchte, kann man erahnen wie brutal die Abrichtung der Bären war. Da die Halter der Tiere auch zu den ärmsten in Indien gehörten, gab es kaum Nahrung oder gar medizinische Versorgung. Die Lippenbären, die bevorzugt abgerichtet wurden, werden in freier Wildbahn durchschnittlich 20 Jahre alt. Als Tanzbären erlöste sie der Tod nach maximal 8 Jahren. Der hohe Verlust an Tieren erforderte ständigen Nachschub durch Wilderer, die, um an Jungbären zu kommen, die Mütter töten mussten.

1972 verbot die indische Regierung das Halten von Tanzbären, konnte das Gesetz aber nicht durchsetzen, da es keine Auffangstationen für die befreiten bzw. beschlagnahmten Bären gab. Außerdem konnte man den Besitzern der Tiere keine alternative Einnahmequelle bieten. Das änderte sich mit Gründung von Wildlife SOS.

Kartick und Geeta lebten zunächst zwei Jahre unter den Qalandar, um deren Lebensumstände kennenzulernen. Danach entwickelten sie alternative Beschäftigungsmöglichkeiten damit die Familien ihren Unterhalt bestreiten konnten. Die Kinder wurden zur Schule geschickt und die Gebühren dafür von Wildlife SOS übernommen. Der letzte Schritt war, zwei Auffangstationen für Tanzbären einzurichten, in denen die Tiere gesundgepflegt wurden und ein fast bärengerechtes, beschütztes Leben führen können, eine Auswilderung ist jedoch nicht mehr möglich. Laut der Organisation wurde im Jahr 2009 der letzte Tanzbär Indiens befreit**.

In der Zwischenzeit wurden die Aktivitäten von Wildlife SOS auch auf andere Tierarten ausgeweitet, wie z.B. Arbeitselefanten, für die ebenfalls Auffangstationen eingerichtet wurden. Weitere Tätigkeitsbereiche sind die Bekämpfung von Wilderei und illegalem Tierhandel. Bei Interesse seht Euch bitte die Webseite wildlifesos.org an.

Mein Fazit: Zum Engagement von Wildlife SOS muss nichts weiter gesagt werden. Man kann nur, wie vor den anderen Organisationen, die wir in den letzten Wochen kennengelernt haben, den Hut ziehen. Danke, dass es Euch gibt. Es schockiert mich aber immer wieder, wie grausam Menschen gegenüber unseren tierischen Mitgeschöpfen sind. Aber wie soll es auch sonst sein, wenn wir noch nicht einmal vor unseren Mitmenschen Respekt und Achtung zeigen.

* Ein sozialer Vorgang, bei dem Bevölkerungsgruppen an den „Rand der Gesellschaft“ gedrängt werden und dadurch nur wenig am wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilnehmen können.
** Wer denkt, das Problem der Tanzbären wäre auf Südostasien beschränkt, der irrt sich gewaltig. In Bulgarien, Rumänien, Griechenland konnten die letzten Tanzbären erst im Lauf der letzten 15 Jahren befreit werden.

Ein Lippenbär läuft einen Pfad im indischen Ranthambhore-Nationalpark entlang. iStock Id-1027205688

Die 6. Runde – mit Viktoria Keding aus Namibia.

Viktoria Keding hat deutsche Wurzeln, ist in Amerika aufgewachsen und hat sich einen Traum erfüllt. Ihr Sehnsuchtsort war das südliche Afrika und so übersiedelten sie und ihr Ehemann nach Namibia, wo beide 2003 eine Stiftung für Umwelterziehung gründeten. – NaDEET. Die Vision von NaDEET ist ein ökologisch gebildetes Namibia, das Maßnahmen für eine nachhaltige Zukunft ergreift.

Als Ziele wurden definiert die Umweltbildung für Namibier, unabhängig vom Einkommen, durch:

  • Die Bewältigung relevanter Umweltprobleme durch praktisches, experimentelles Lernen.
  • Unterstützung der namibischen Lehrpläne auf praktische, auf die Lernenden ausgerichtete Weise.
  • die Möglichkeit, den Namensgeber des Landes – die Namib-Wüste – hautnah zu erleben und so ein Gefühl von Respekt und Verantwortung für die natürliche Umgebung zu schaffen.

Die Zielgruppen sind in erster Linie Schüler in den Altersstufen zwischen 10-12 Jahren, Lehrer, aber auch Interessierte aus dem In- und Ausland. Das Motto unter dem diese Bildungsmaßnahmen stehen lautet „practice what you teach“, also praktiziere was du lehrst.

Zitat: NaDEET ist seit 2003 als gemeinnützige Stiftung in Namibia registriert (T168/2003) und ist eine lebendige, preisgekrönte Umweltbildungsorganisation. Das Herzstück der NaDEET-Projekte sind unsere Umweltbildungszentren. Das NaDEET-Zentrum im NamibRand-Naturreservat im Herzen der Namib-Wüste ist ein Ort, an dem die Teilnehmer nicht nur durch Sehen und Hören, sondern auch durch Handeln und Leben lernen. Das Zentrum für urbane Nachhaltigkeit befindet sich in der belebten Küstenstadt Swakopmund und zielt darauf ab, Annahmen über die Auswirkungen unseres städtischen Lebensstils zu hinterfragen. In unseren Zentren lernen Kinder und Erwachsene aus erster Hand etwas über nachhaltiges Leben, biologische Vielfalt und die Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Mensch und Umwelt. Unsere bereichsübergreifenden Projekte, wie z. B. unser professionelles Entwicklungsprogramm Teach for ESD und Publikationen zur Umweltbildung, ergänzen die Aktivitäten der Zentren.

Webseite von NaDEET.org Rubrik „über uns“

Aus namibischer Sicht erklärt Frau Keding uns, dass die Arbeit mit Kindern äußerst effektiv ist. Nach Rückkehr zu ihren Familien versuchen sie Gelerntes umzusetzen und wirken so auf ihr häusliches Umfeld positiv ein. Aber die Erfahrung zeigt, selbst wenn die Kinder einfach nur ihren Spaß hatten, werden sie als Erwachsene sich der gelernten Dinge erinnern. So gibt es ein vielfaches Feedback von ehemaligen Schülerinnen und Schülern, die von ihren Erfolgen bei der Umsetzung nachhaltiger Ziele berichten.

Lehrerrinnen und Lehrer mussten hingegen überzeugt werden, was einige Jahre in Anspruch genommen hat. Im Gegensatz zu den Anfangszeiten von NaDEET haben sie jedoch heute den Willen das Erlernte weiterzugeben und umzusetzen, eine überaus positive Entwicklung.

Trotzdem erwähnt Frau Keding auch die Probleme des namibischen Schulsystems, das sie „overstreched“ nennt, was wir mit überlastet übersetzen würden. Zu große Klassen (50-60 Kinder), fehlendes Mobiliar, zu wenige Schulbücher und Lehrer. Das bedeutet, dass die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die das Schulsystem aufnehmen muss, die Ressourcen übersteigt. Viele Kinder können daher keine Abschlüsse machen und so ist ihnen der Zutritt zu Weiterbildung und Studium verwehrt.

Angesprochen auf die Unterschiede in den deutschen Bemühungen um nachhaltiges Verhalten und das von ihr in Namibia Gelehrte, gibt es eine einfache und klare Antwort. Es kann keine Liste oder Regeln von Maßnahmen geben, die man strikt umsetzen muss. Man sollte sich sein Umfeld ansehen und das umsetzen, was möglich und sinnvoll ist. So kann man auch einer Verweigerungshaltung begegnen.

Eine weitere wichtige Erkenntnis daraus folgt – jedes Land muss seinen eigenen Weg gehen. Die namibische Jugend ist nicht mehr bereit, Lebensstil oder Verhalten von Europäern oder Amerikanern einfach zu übernehmen bzw. zu kopieren. Die USA und Europa haben für sie keine Vorbildfunktion mehr. Sie möchten zwar ein modernes Leben führen, aber auf Basis ihrer eigenen Erfahrungen.

Fazit: Meine Erkenntnis ist, dass wir in vielen Dingen zwischen Deutschland und Namibia Gemeinsamkeiten finden: Junge Leute wollen ein modernes aber nachhaltiges Leben führen. In den Familien wird oftmals traditionell gelebt. Veränderungen werden aber nicht durch Anweisung oder strikte Regeln ermöglicht, sondern durch gemeinsames Überlegen um den besten Weg zu finden.

Auch für uns in Deutschland/Europa wäre es gut, Institutionen wie NaDEET zu haben. Dadurch hätte man direkten Einfluss auf Bildung für nachhaltige Entwicklung und die daraus folgende positive Einstellung ein modernes und nachhaltiges Leben zu führen.


Die 5. Runde – Teil 1 mit Dr. Christine Figgener

Wer vom TIME-Magazin die Auszeichnung „Next Generation Leader“ verliehen bekommt, kann nicht „nur“ Meeresbiologin sein. Das Time Magazin vergibt diese Auszeichnung an Menschen, die Dinge verändern, Neues anstoßen und die ein Vorbild für zukünftige Generationen sind. Frau Dr. Figgener erfüllt nicht nur diese Kriterien, sie ist auch Aktivistin mit einer Vision, Wissenschaftskommunikatorin und Autorin. Ihre Liebe gilt den Meeresschildkröten und ihr Kampf der Plastikverschmutzung der Meere.

Sie studierte an den Universitäten in Tübingen und Würzburg und für ihre Diplomarbeit reiste sie zum ersten Mal nach Costa Rica, um an den karibischen Lederschildkröten zu forschen. 2019 promovierte sie als Meeresbiologin an der Texas A&M University (TAMU) in der Nähe von Houston. Sie übersiedelte nach Costa Rica, und arbeitete zunächst für verschiedene Forschungsprojekte, bevor Sie 2014 COASTS zur Forschung und Erhaltung von Meeresschildkröten gründete und später eine Beratungsfirma mit dem Namen Nāmaka Conservation Science. Beide sind Non-Profit Organisationen.

Dass sie eine sehr gute Wissenschaftskommunikatorin ist, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer live bei ihrem Online-Vortrag erleben. Verständlich und eindringlich stellte sie uns ihre Arbeit, die damit verbunden Gefahren und Schwierigkeiten, aber auch bereits erzielte Erfolge vor. Großen Raum bekamen die Tiere, um die sich alles dreht und die uns Landratten leider viel zu fern sind – die Meeresschildkröten.

Ihre Arbeit in Costa Rica und weltweit basiert, so erklärt sie uns, auf den folgenden Schwerpunkten:

Forschung

Fünf von sieben Arten kommen nach Costa Rica um dort ihre Eier abzulegen. Das kleine Land ist also ein wahrer Hotspot für Meeresschildkröten. Forschung und Fakten sind die Basis jeglichen Naturschutzes, wie sie uns erläutert. Im Einzelnen sind es Studien über Verhalten, Nahrung und Paarung. Genetische Studien geben Aufschlüsse über den vorhandenen Genpool. Die Tiere werden aus dem Meer gefangen, um sie zu vermessen, um Proben zu nehmen und, um ihren Gesundheitszustand festzustellen. Am Strand werden nach der Eiablage die Gelege und frisch geschlüpften Jungtiere untersucht. So gewinnt man Erkenntnisse, welche Auswirkungen der Klimawandel auf Gelege und Nachwuchs hat, beispielsweise wie viele Eier haben sich entwickelt, warum einige nicht? Möglichst konstante Werte bei Wärme, Sauerstoffzufuhr und Feuchtigkeit sind enorm wichtig für die Entwicklung der Eier. Wo halten sich die Schildkröten auf, wo genau befinden sich Strände an denen sie an Land kommen, woher kommen sie, wohin schwimmen sie zum Fressen? Migrationskorridore werden mit Hilfe von Satellitentracker, die auf dem Rückenpanzer festgeklebt werden, identifiziert. Dadurch kann die Ausdehnung der Lebensräume genau definiert werden, was wiederum wichtig ist um Schutzgebiete auszuweisen.

Schutz der Meeresschildkröten

COASTS unterhält Inkubationsstationen in denen die an den Stränden eingesammelten Eier von Meeresschildkröten geschützt ausgebrütet werden können. Frau Dr. Figgener erklärt uns, dass es heute eigentlich unüblich sei, auf diese Weise in die natürliche Selektion einzugreifen, dass es aber aufgrund der Gefährdungslage, z.B. bei Lederschildkröten, keine andere Handlungsmöglichkeit gibt.

Alles Weitere zu Schutz und Bedrohungslage findet ihr im 2. Teil dieses Beitrags unter Blog + Meeresschildkröten

Wissenschaftskommunikation

Weltweit bekannt wurde Christine Figgener mit einem Video, das sie während der Behandlung einer Meeresschildkröte aufgenommen hatte. Während der Untersuchung stellte ein Kollege fest, dass etwas die Nase des Tieres verstopfte. Mit Mühe konnten die Wissenschaftler das Corpus Delikti aus der Nase ziehen, was sich letztendlich als Strohhalm entpuppte. Das Video ging viral und wurde die Grundlage für das Verbot von Plastik-Strohhalmen in der EU. Ein so hoher Bekanntheitsgrad öffnet natürlich Türen und so hält sie Vorträge, berät Regierungen und Organisationen und nutzt alle modernen Medien, um für den Schutz von Meeresschildkröten zu werben. Vor Ort in Costa Rica coacht sie Teams und engagiert sich in den Schulen. Sie hat mehrere wissenschaftliche Beiträge und Kinderbücher geschrieben. Ihr Buch „Meine Reise mit den Meeresschildkröten“ ist auch in Deutsch erschienen (bestellbar über Autorenwelt.de). Ihr Hauptaugenmerk rund um Kommunikation richtet sich dabei in erster Linie an Menschen, die sich noch nicht mit dem Leben und Schutz von Meeresschildkröten oder der Vermüllung unserer Ozeanen beschäftigt haben.

Da auch wir vielleicht zu diesen Menschen gehören und es noch viel zu erzählen gibt, habe ich den Beitrag geteilt. Alle Information rund um die Tiere und ihre Bedrohungslage findet ihr im Blog + Meeresschildkröten. Bitte lest dort weiter.

Mein Fazit: Es war ein mitreisender, aufrüttelnder Vortrag voller neuer Informationen. Er hat mir wieder einmal gezeigt, was erreicht werden kann, wenn man sich einer Sacher sozusagen mit Haut und Haaren verschreibt. Aber ich ahne auch, in welche Gefahr sich Naturschützerinnen und Naturschützer begeben und mit wieviel Widerstand von vielen Seiten sie zu kämpfen haben. In ihrem Schlusswort ruft Christine Figgener uns alle auf, für Natur-, Tier- und Klimaschutz einzutreten und Projekte auch finanziell zu unterstützen. Und wenn ich wieder einmal schimpfe, dass wir nicht alles alleine auf dieser Welt stemmen können und die Beste von allen Ehefrauen dann zu mir sagt „Mag sein, aber wir können mit gutem Beispiel vorangehen.“ Dann ist das wahrscheinlich im Sinne von Frau Dr. Christine Figgener.


Die 4. Runde – Dr. Kerry Kriger ist Gründer und Geschäftsführer der weltweit führenden Amphibienschutzorganisation „Save The Frogs!“. Er ist Amerikaner, lebt in den USA – wenn er nicht für eine Forschungs- oder Vortragsreise rund um die Welt unterwegs ist – und außerdem anerkannter Spezialist für die Amphibienkrankheit Chytridiomykose. Und er ist Ökologe mit Leib und Seele.

Was weißt Du über Amphibien? Warum sind Frösche wichtig? Wie ist Dein Verhältnis zu Amphibien? Fragen die Dr. Kriger aufwirft und die ich, das muss ich gestehen, nicht auf Anhieb ehrlich beantworten konnte. Ich habe in den letzten Jahren etwa 10.000 Tierbilder geschossen. Aber nur 20 von Fröschen, keine von sonstigen Amphibien! Also höchste Zeit etwas zu ändern.

Die Herpetologie ist die Wissenschaft, die sich mit den Amphibien und Reptilien beschäftigt. Allerdings stammt der Begriff aus einer Zeit in der man noch dachte, dass beide miteinander verwandt wären. Auch heute werden Reptilien und Amphibien oft miteinander verwechselt, sie unterscheiden sich jedoch in einigen wesentlichen Punkten. Eier von Reptilien haben eine feste Schale, die der Amphibien sind weich. Die Haut der Reptilien besteht aus Schuppen, die der Amphibien ist glatt und durchlässig. Sie spielt eine wichtige Rolle beim Wasserhaushalt, bei der Atmung, beim Schutz vor Fressfeinden oder Infektionen. Einige Amphibien können über die Haut Sauerstoff aufnehmen.

Ein wesentlicher Unterschied zu Reptilien besteht darin, dass die meisten Amphibien abhängig von Wasser sind. Dies gilt vor allem für die Fortpflanzung, die ausschließlich im Wasser stattfindet. Es werden Eier gelegt, die sich zu Larven entwickeln (bei Fröschen nennen wir sie Kaulquappen) die noch durch Außenkiemen atmen. Durch die sogenannte Metamorphose der Larven werden die Kiemen zu Lungen und es entwickelt sich ein skelettgestütztes Tier mit Armen und Beinen, das das Wasser verlassen kann. Die Gruppe der Amphibien ist so vielfältig, dass es natürlich als Folge der Anpassung an den jeweiligen Lebensraum Ausnahmen gibt. So ist z.B. der Alpensalamander lebendgebärend und es gibt viele Salamander die keine Lunge haben.

In der Systematik der Tiere wird die Klasse der Amphibien wie folgt eingeteilt:
Ordnung Schwanzlurche, das sind Salamander und Molche,
Ordnung Froschlurche, das sind Frösche, Kröten und Unken
Ordnung Schleichenlurche = Blindwühlen (nicht zu verwechseln mit Blindschleichen das sind Reptilien)

Dr. Kriger ist ein Meister im Nachahmen von Froschrufen. Wie es dazu kam und warum er sich für Amphibien statt für Maschinenbau entschied, erzählt er uns. Auf dem Grundstück seiner Eltern gab es einen Teich an dem er viel Zeit verbrachte, mit seinen Freunden dort abhing und übernachtete. Die zahllosen Frösche und ihre Rufe hat er wohl wahrgenommen, aber bis dahin bestand noch kein Interesse an ihnen. Er studierte zunächst Maschinenbau. Auf seinen Reisen rund um die Welt wurde er mit der Lebensraumzerstörung vieler Tierarten konfrontiert. Daraufhin ging er für vier Jahre an die Griffith University in Gold Coast/Australien und widmete sich ab da ausschließlich dem Studium und der Erforschung von Amphibien. Im Südosten von Queensland sind etwa 30 Amphibienarten beheimatet. Eine große Zahl für ein derart kleines Gebiet. Schnell stellte er fest, dass es schwierig war die Tiere ausfindig zu machen. Also beschloss er die Rufe der Tiere zu lernen, um sie so anlocken und untersuchen zu können. Es quaken nur die männlichen Frösche, um die Weibchen zur Paarung zu rufen. Dafür haben sie einen Kehlsack, der sie zu dieser außergewöhnlichen Energieleistung befähigt. Jede Froschart hat einen individuellen, einzigartigen Ruf nach dem man sie unterscheiden kann. In Australien beschäftigte er sich auch zum ersten Mal mit Krankheiten die Amphibien befallen.

Die schlimmste und für den weltweiten Bestand gefährlichste Krankheit heißt Chytridiomykose. Sie wird ausgelöst durch einen Pilz (Chytridpilz), der die Haut von Amphibien befällt. Da diese ja durchlässig ist, vergiften sich die Tiere praktisch selbst. Verschiedene Frosch- und Krötenarten sind zwar resistent, durch den weltweiten Handel mit Amphibien konnte sich der Pilz jedoch überall ausbreiten. Dr. Kriger nennt als Beispiel den Amerikanischen Ochsenfrosch, dem der Pilz nichts anhaben kann, der aber als Transporteur fungiert. Der Ochsenfrosch wurde von Menschen weltweit verbreitet für die Terrarienhaltung, zum Verzehr von Froschschenkeln usw. Aberer gelangte auf verschiedene Art und Weise in die Freiheit. Für die Amphibien in ihrem heimischen Lebensraum bedeutet er aber nicht nur eine Gefahr wegen des Chytridpilzes, aufgrund seiner Größe und Gefräßigkeit dezimiert er die Bestände in unvorstellbarer Weise. Und da wir nun schon bei invasiven Amphibien sind, muss auch die Aga-Kröte erwähnt werden. Ursprünglich beheimatet vom Amazonasgebiet über Mittelamerika bis in den Süden von Texas wurde sie von Menschen zur biologischen Schädlingsbekämpfung hauptsächlich gegen Schädlinge in Zuckerrohrplantagen und gegen Ratten und Mäuse eingesetzt. Der Schuss ging allerdings nach hinten los. Es wurde ein einziges Desaster. In der Karibik und Australien verändert sie ganze Ökosysteme. Sie hat keine natürlichen Feinde außerhalb ihres Lebensraums. Aufgrund eines giftigen Hautsekrets kann sie schlicht und ergreifend nicht gefressen werden. In Australien wurden bis 1936 42.000 Kröten eingeführt, in der Zwischenzeit schätzt man ihre Zahl auf ca. 200 Mio.

Die beiden Beispiele sollen nicht über eine Tatsache hinwegtäuschen – Amphibien sind die am meisten bedrohte Spezies auf unserem Planeten. Außer den oben genannten Problemen sind die Lebensraumzerstörung durch Monokulturen, illegale Plantagen selbst innerhalb von Nationalparks, Brandrodung, Bergbau, Verzehr von Froschschenkeln und die Entnahme von Wildtieren für die private Haltung für den dramatischen Rückgang von Populationen und das Aussterben vieler Amphibienarten verantwortlich. Eigentlich nicht zu erwähnen braucht man Umweltverschmutzung, Pestizide die ins Wasser gelangen und die globale Erwärmung, die das Ende von Nebelwäldern und das Austrocknen von Teichen und Bächen verursacht. Diese Ursachen sind uns auch bei anderen Tierarten und Pflanzen bekannt.

Und warum sind nun Amphibien schützenswert? Dr. Kriger führt auf:
Amphibien fressen Mücken, Fliegen und andere Schädlinge und Krankheitsüberträger. Sie fressen Schädlinge die unsere Nutzpflanzen dezimieren und tragen so zur Sicherung unserer Nahrung bei. Sie sind Nahrung für andere Tiere, das ist wichtig für ein ökologisches Gleichgewicht. Und – hier tut sich auch Dr. Kriger schwer – sie werden in der medizinischen Forschung (z.B. gegen HIV) eingesetzt. Das ist einerseits schlecht, aber andererseits gibt Dr. Kriger zu bedenken, werden 10% aller Nobelpreise in Physiologie und Medizin an Wissenschaftler vergeben, die an Amphibien geforscht haben. Und zuletzt sind Amphibien Bioindikatoren und ein Frühwarnsystem. Im Gegensatz zu Vögeln können sie ihr Habitat nicht verlassen und so können wir durch sie erfahren, wenn in ihrer (und somit in unserer) Umwelt etwas nicht mehr stimmt.
Mein Resümee kann also nur wie folgt lauten: In unserem Verhältnis zu Amphibien und zur Natur braucht es jetzt einen Veränderungs- und Handlungswillen, ob im Großen oder Kleinen. Andernfalls wird es in wenigen Jahrzehnten die Vielfalt an Amphibien nicht mehr geben.



Die 3. Runde – Unser dritter Gast ist Mike Stafford. Er lebt auf den Bahamas genauer auf der Insel Grand Bahama, ist verheiratet und hat 4 erwachsene Kinder. Mike ist seit 1993 Mitglied des Rotary Clubs New Carlisle. Er ist ehemaliger Präsident und derzeitiges Mitglied des Vorstands. Als seine Ziele nennt Rotary humanitäre Dienste, Einsatz für Frieden und Völkerverständigung sowie Dienstbereitschaft im täglichen Leben. In seinem Vortrag beschreibt Mike, wie er und die Mitglieder der verschiedenen Rotary Clubs auf den Bahamas ein Hilfsprojekt zur Wasserversorgung der lokalen Bevölkerung aufgebaut haben.

Unwillkürlich dachte ich mir, es ist doch absurd, dass eine Inselgruppe wie die Bahamas Probleme mit der Wasserversorgung haben könnte – Aber ja, das hat sie!

Mike erzählt, dass die Bahamas regelmäßig von Hurrikans heimgesucht werden und alleine in den letzten 5 Jahren 3 Hurrikans der Kategorie 5 über die Inseln fegten. (In der Hurrikan-Skala wird die Kat.5 als verwüstend mit Windgeschwindigkeiten über 250 km/h und einem Anstieg des Wasserspiegels über 5,5m bezeichnet). Die Schäden betreffen natürlich nicht nur die Natur, sondern auch die Infrastruktur wie Elektro- oder die Wasserversorgung. Durch die Überschwemmung mit Meerwasser wird das Grundwasser ungenießbar. Francis, Sandy, Matthew und Dorian richteten kolossale Schäden an. Insbesondere Dorian im August 2019, kostete viele Menschenleben und verwüstete die Inseln North-Abaco, East- und West Grand Bahama.

Mit anderen Rotariern gründete Mike „The Grand Bahama Emergency Water Relief Foundation“ (in etwa eine Stiftung für Wassernotstandshilfe auf Grand Bahama). Sie erhielten finanzielle Unterstützung von anderen Clubs und Rotary International, sodass sie in der Lage sind die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung nach Stürmen sicherzustellen. Kernstück ist hierbei eine Wasseraufbereitungsanlage ,durch die sich die Inselbewohner mit Frischwasser versorgen können. Waren es bei Sturm Sandy noch 25.000 und Matthew 100.000, konnten nach Hurrikan Dorian 300.000 Gallonen Wasser verteilt werden. (x 3,7 = ca. 1,13 Mio. Liter). Eine unglaubliche Leistung dieser Initiative, die das Ziel der Rotarier „Dienstbereitschaft im täglichen Leben“ voll und ganz erfüllt.

Sein persönliches Erlebnis mit Dorian erzählt Mike wie folgt: „Wir wussten, dass ein Sturm aufziehen würde und dass es ein schlimmer sein würde, also bereiteten wir uns vor. Ich betreibe eine kleine Werft, und wir haben uns zurückgezogen, weil der Wind zu stark war, als dass wir Boote und Schiffe herausziehen könnten. Da wir bereits Stürme erlebt hatten, hatten wir alle Ausrüstung, unsere Batterien. Das Einzige, was wir kaufen mussten, war Benzin für die Generatoren. Meine Frau hat alle Fensterläden angebracht.

Ich wusste, dass wir unser Haupthaus evakuieren mussten, als ich das Gurgeln in den Toiletten hörte. Ich schaute aus einem kleinen Hurrikan-Fenster, das wir nicht schließen, und sah, dass Wasser bis zu unserer hinteren Terrasse reichte, die etwa 160 Fuß (50m) von der Ufermauer des Kanals entfernt ist, an dem wir leben, und 22 Fuß (7m) über dem Meeresspiegel liegt. Ich sagte zu meiner Frau: „Schatz, wir müssen raus.“ Das hat eine Weile gedauert, weil wir unsere beiden Katzen in Seesäcke stopfen mussten, und Katzen mögen es nicht, in Seesäcke gestopft zu werden, wenn draußen der Wind mit einer Geschwindigkeit von 180 Meilen pro Stunde heult.

Wir gingen zu einem Cottage auf unserem Grundstück, das etwa 150 Fuß (46m) höher als das Haus liegt. Wir lagen im Bett und hörten dem Heulen des Windes zu. Es war ungefähr drei Uhr morgens und wir hielten uns an den Händen und schliefen nicht. Ich war am ausflippen, weil man die Tornados herumzischen hörte. Meine Frau sagte: „Schatz, ich weiß, dass du, nachdem das erledigt ist, zum Wasserwerk gehst, weil du das immer tust und immer den Menschen helfen willst. Mache dir keine Sorgen, ich verstehe das, schließlich bist du Rotarier.“

Dorian dauerte mehr als 30 Stunden. Er hielt sich direkt über uns. Ich habe einige Hurrikane erlebt und es war mit nichts vergleichbar, was wir je gesehen hatten. Am nächsten Tag war ich auf halbem Weg zur Wasseranlage – die mit Unterstützung eines Zuschusses der Rotary Foundation gebaut wurde – und wurde von der Polizei begrüßt, die gekommen war, um mich dorthin zu begleiten. Als wir am Werk ankamen, waren dort bereits etwa 200 Menschen mit ihren Krügen. Die Polizei musste mir einen Weg durch die Menge freimachen. Als ich die Tür öffnete, wusste ich, dass wir Probleme hatten. Überall waren Behälter voll Wasser verstreut, was bedeutete, dass der Elektromotor der Pumpe unter Wasser gewesen war. Ich habe etwas Wasser darauf gegossen, etwas Kontaktreiniger aufgesprüht und es mit Dieselkraftstoff übergossen. Dann drehte ich den Schalter und die Maschine startete. Wir machten Frischwasser.“

(den gesamten englischen Text findet ihr im Web wenn ihr folgendes in die Suche eingebt: „Mike Stafford What it’s like to… Make it through a hurricane“)

Aber es sind nicht nur die regelmäßig wiederkehrenden Stürme die immer heftiger werden. Auf Nachfrage bestätigt Mike, dass die Bahamas vom Anstieg des Meeresspiegels, der bis zum Jahr 2050 prognostiziert, wird extrem gefährdet sind. Einige Landstriche der Inselgruppe liegen nur einen Meter über dem Meeresspiegel andere im Inland sogar darunter.

Mikes Vortrag bringt uns Zuhörer zum Nachdenken. Wie ist unser Verhältnis zu Wasser? In unserem täglichen Leben wird unglaublich viel Wasser verbraucht aber auch verschwendet. Und nicht nur auf den Bahamas ist Wasser ein kostbares Gut, während wir so tun als wären die Ressourcen unendlich. 

Rosapelikan

Runde 1 + 2 – Den Anfang der Vorlesungsreihe machte die Gründerin des Sansibar Chumbe Private Coral Parks, Frau Sybille Riedmiller. Frau Riedmiller erzählte zunächst, dass sie als Entwicklungshelferin in Tansania begonnen hatte und in ihrer Freizeit viel Zeit auf dem Meer und unter Wasser verbrachte. Dabei wurde sie auf die Dynamitfischerei der örtlichen Bevölkerung aufmerksam. Da diese Art der Fischerei die Flora und Fauna in hohem Maße zerstört, entschloss sie sich, auf einer Sansibar vorgelagerten kleinen Insel ein privates Naturschutzgebiet zu gründen. Das war vor etwa 30 Jahren. Zunächst sah sie es als ihre Aufgabe, der lokalen Bevölkerung ein neues Verhältnis zur Natur zu ermöglichen. Es wurden Fischer als Park-Ranger eingestellt. Sie wurden im Schwimmen und Tauchen, der englischen Sprache und Meeresbiologie unterwiesen. So wurden sie mit den Naturwundern vor ihrer Haustüre bekannt und in die Lage versetzt, ihr Wissen an Andere weiterzugeben. Regelmäßig kommen Schulklassen zu Besuch und die Jugendlichen erleben hier zum ersten Mal in ihrem Leben die Unterwasserwelt ihrer Heimat. Nach strengen ökologischen Grundsätzen wurde auf Chumbe eine Öko-Lodge errichtet, die Touristen aufnimmt und so zur Finanzierung des Coral Parks beiträgt.

Eigentlich muss man die Eingangsfrage an Frau Riedmüller nicht stellen. Sie gehört zu den Menschen die das gewisse Gen innehaben, ein Problem (in diesem Fall des Naturschutzes) zu erkennen und sofort zu handeln und ihr ganzes Leben dieser Sache zu verschreiben. Problem erkannt, Problem gebannt? Leider nicht so einfach, wie sie uns dann klarmacht.

Die erste Schwierigkeit war, den Menschen und auch den Entscheidern klar zu machen, dass es sich beim Dynamitfischen nicht um die Zerstörung von Steinen und Sand, sondern um Lebewesen handelt. Die Folgen aus diesem Tun mussten vermittelt werden. Es wurde in den Schulen weder über das Leben im Meer unterrichtet, ja es gab noch nicht einmal ein Wort für Korallen in Kiswahili, der Landessprache von Tansania. Derartige Schwierigkeiten werden nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern durch Überzeugung gelöst.

Zum Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenwelt mussten die invasiven Tierarten zurückgedrängt werden. Es handelte sich u.a. um Ratten an Land und Seesterne oder Seeigel die, wenn sie in großer Zahl auftreten, die Korallenriffe schädigen. Um dieses Problem zu lösen, ist es erforderlich konsequent zu handeln. Das Negativbeispiel habe ich in meinem Beitrag über Socorrotauben beschrieben.

Auf der 15. Weltbiodiversitätskonferenz* in Kunming/Montreal wurde gefordert, dass der private Naturschutz eine stärkere Rolle bei der Erreichung der Biodiversitätsziele spielt. Es wurde den beteiligten Staaten zur Aufgabe gemacht, private Initiativen in dieser Richtung zu unterstützen. Warum?

Eine Studie die von IUCN in Auftrag gegeben wurde kam zu dem Ergebnis, dass weltweit von 556 staatlichen Naturreservaten in 51 Ländern $600 Mrd. Umsatz generiert werden, aber nur 2% dieser Summe an die Parks zurückfließen. Die enormen Gewinne die Schutzgebiete erwirtschaften subventionieren also Regierungen und nicht umgekehrt.

Des Weiteren, so führt Frau Riedmiller aus, sind Regierungen bzw. deren staatliche Organe nicht immer in der Lage, ihren Aufgaben als Parkmanager oder Naturschützer nachzukommen. Oder anders ausgedrückt, sie erfüllen die Erwartungen nicht. Oft stehen die Ziele des Naturschutzes nur auf dem Papier. Im Grunde werden aber andere überwiegend kommerzielle Ziele verfolgt.

Privat geführte Naturschutzgebiete haben diese Probleme nicht und der Großteil der erwirtschafteten Summen fließt in die weitere Entwicklung der Parks. Ökologisch geführte Parks und privater Naturschutz ist nicht billig und die Betreiber sind auf die Einnahmen aus dem Tourismus angewiesen. Frau Riedmiller bezeichnet den Tourismus als zweischneidiges Schwert. Einerseits werden durch Langstreckenflüge in den globalen Süden Umweltschäden durch CO2 Belastung verursacht, andererseits ist Tourismus die weltweit größte Jobmaschine und Antreiber für den Naturschutz.

*Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (kurz auch Biodiversitätskonvention, englisch Convention on Biological Diversity, CBD) ist ein am 29. Dezember 1993 in Kraft getretenes internationales Umweltabkommen. Die CBD ist das wichtigste multilaterale Vertragswerk für den Schutz der globalen Biodiversität.

Die nächste im Bunde war Antje Foerstle, ebenfalls eine Deutsche, die vor 30 Jahren auch nach Sansibar ausgewandert ist. Ich würde sie als klassische Aussteigerin bezeichnen. Sie und ihr Lebensgefährte haben sich dort ein Dschungelhaus gebaut und ein Stück Land urbar gemacht. Beide führen ein Leben ohne jeglichen Luxus oder das, was wir hier als Komfort bezeichnen würden. Im Lauf der Jahre ist Antje Foerstle zur Spezialistin für ökologische Kompostierung und Permakultur geworden. Sie gibt ihr Wissen nun in vielfältiger Weise weiter. Unter anderem hat sie die Frauenkooperativen „Dada“ und „Moto“ auf Sansibar gegründet.

Da mir der Begriff Permakultur nicht geläufig war, habe ich hierzu folgende Erklärung gefunden. Permakultur ist ein Konzept, das darauf abzielt, natürliche Ökosysteme nachzubilden. Besonders in der Landwirtschaft oder im Gartenbau sollen so Ökosysteme entstehen, die selbstregulierend, wiederstandfähig und naturnah sind. Geprägt wurde der Begriff Permakultur von den Australiern Bill Mollison und David Holmgren in den 1970er Jahren. Im Grunde gab es die ökologische Vorgehensweise schon seit Urzeiten bei indigenen Völkern weltweit. Allerdings haben die beiden daraus ein Konzept entwickelt, dessen Grundlage bestimmten Prinzipien sind, nach denen gehandelt werden soll. Ich nenne hier zwei davon:

  1. Ein Ökosystem ist dann am stabilsten, wenn es aus möglichst vielfältigen Lebensformen besteht.
  2. Ressourcen mehrfach zu nutzen und so nachhaltige Kreisläufe zu schaffen.

Im Laufe ihres Vortrages hat Frau Foerstle – angesprochen auf das Thema Nachhaltigkeit – geantwortet: „Wir arbeiten nicht nachhaltig, wir regenerieren.“  Da wir diese Aussage etwas irritierend fanden, erklärte sie, dass Nachhaltigkeit aus ihrer Sicht in der Beibehaltung des Ist-Zustandes besteht und weitere Schäden durch aktuelle Maßnahmen verhindert werden sollen. Regeneration aber den ursprünglichen Zustand z.B. von Landschaften, Anbauflächen etc. dauerhaft wieder herstellen soll.

Die allgemeingültige Definition laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung lautet: „Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Dabei ist es wichtig, die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – wirtschaftlich effizient, sozial gerecht, ökologisch tragfähig – gleichberechtigt zu betrachten. Um die globalen Ressourcen langfristig zu erhalten, sollte Nachhaltigkeit die Grundlage aller politischen Entscheidungen sein.“

Man kann ihr daher wohl unumwunden beipflichten. Eine Sichtweise, die mir auch neu war.

Leider werden Tiere aus Sansibar in deutschen Zoos nicht gezeigt. Ausnahme der Fischerturako. Auf Sansibar leben aber Waldginster Katzen (Serval Genette) und Aders Duiker, die Verwandten der obigen gezeigten Serval und Gelbrückenducker.