Art – Artenschutz

Bevor ich mich diesem Thema widme, wäre eigentlich zu klären, was man unter „Art“ versteht. Aufmerksame Leserinnen und Leser werden natürlich jetzt antworten: „das wurde doch im Beitrag Systematik der Tiere erklärt“. Die allgemeingültige Erklärung lautet also: Wenn sich Tiere in ihren wesentlichen Merkmalen gleichen und wenn sie als Männchen und Weibchen miteinander wieder gleiche, fruchtbare Nachkommen hervorbringen, so gehören sie zu einer Art.

Carl von Linné ging davon aus, dass die Arten bereits schon immer existierten. Charles Darwin hat uns dann gelehrt, dass sich Tiere durch Evolution und Arten durch Selektion weiterentwickeln. Es gibt heute einige wissenschaftliche Konzepte um Tiere in Arten einzuteilen. Einige sind wie kaum anders zu erwarten bei den Fachleuten umstritten: das merkmalbezogene Artkonzept, das cladistische Artkonzept oder das Biospezies-Konzept. Charles Darwin hat einmal gesagt:

Keine Definition der Art hat bisher alle befriedigt, obwohl jeder Naturwissenschaftler zu wissen glaubt, was er meint, wenn er von einer Art spricht.

Und nicht genug mit den Naturwissenschaftlern auch Philosophen und Tierethiker wie Christine Korsgaard leisten ihren Beitrag zum Thema. Korsgaard fragt in ihrem Buch „Tiere wie wir“: Menschen betrachten das Aussterben jeder Art als tragisches Ereignis – Warum? Einige Arten sind für das Ökosystem wichtiger als andere, also wo ist das Problem, wenn die eine oder andere Art ausstirbt? Wir Menschen betrachten den Wert eines Tieres für uns, jedoch nicht den Wert des Tieres für es selbst. (Beispiel: wir bedauern das Aussterben von Tigern – gegen das Aussterben der Stechmücken hätten wir jedoch nichts einzuwenden).

Für Biologen ist die Artenvielfalt etwas Gutes und unerlässlich für ein funktionierendes Ökosystem. Daraus folgt, dass das Aussterben einer Art von Bedeutung ist, wenn es die Artenvielfalt und damit die Gesundheit und damit auch das Wohl seiner Bewohner gefährdet. Diese Aussage, der biologische Artbegriff (Fortpflanzungsgemeinschaft) als auch der morphologische Artbegriff (gemeinsame Artmerkmale) bilden die Grundlage meiner eigenen Überzeugung. Ich habe sie im ersten Abschnitt allgemeingültige Erklärung der Art genannt.

Doch nun zum Artenschutz. Dieser ist ein Teilbereich des Naturschutzes. In allen meinen Beiträgen über Tiere spreche ich auch die Zerstörung des Lebensraums an. Abholzung von Wäldern für die Landwirtschaft, Erschließung von Flächen für Siedlungen und Infrastruktur aber auch Trockenlegung von Mooren, Überdüngung und Lichtverschmutzung. Und das passiert beileibe nicht nur in Brasilien oder Afrika, sondern auch bei uns in Europa und den anderen Industriestaaten.


Wenn man über Artenschutz liest, tauchen zwei wichtige Begriffe auf, die ich im Folgenden erkläre:
In-situ-Erhaltung von Ökosystemen und Biotopen bedeutet: die Erhaltung oder Wiederansiedlung von Arten in ihrem natürlichen Lebensraum, beispielsweise durch das Ausweisen von Schutzgebieten.
Im Naturschutz sind Ex-situ-Maßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt solche, die außerhalb des eigentlichen Lebensraums einer Art stattfinden, beispielsweise in Botanischen und Zoologischen Gärten oder in Genbanken. Eine wichtige Rolle bei Durchführung beider Maßnahmen spielt das 1985 gegründete EEP, das Europäische Erhaltungszuchtprogramm. Das Programm wird vom Verband Europäischer Zoos (EAZA) verantwortet. Ursprünglich sollte das Programm durch den Austausch von Zuchttieren die genetische Diversität der Zootiere sichern, da es immer schwieriger wurde Wildfänge zu bekommen. In den folgenden Jahren verlagerte sich das Hauptaugenmerk jedoch immer mehr hin zum Artenschutz

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