Zoo Frankfurt

Leitspruch: Tiere erleben – Natur bewahren

  • Geschichte

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts war die damalige Bockenheimer Chaussee (heute Bockenheimer Landstraße) eine wichtige Verkehrsader. Damals allerdings noch am Stadtrand gelegen. Während der südliche Teil schon dicht bebaut war, breiteten sich nördlich der Straße ausgedehnte Gartengrundstücke mit verstreut liegenden Villen und Palais aus. Dahinter begann das Umland. Eines der größten Grundstücke war der Leer’sche Garten. Das 15 Morgen (3,75 ha) große Areal war im Besitz des Städelschen Instituts, das eigentlich eine Kunstgalerie dort eröffnen wollte. Die Pläne konnten nicht verwirklicht werden und so lag der Garten brach.

Eine Gruppe Frankfurter Honorationen tat sich zusammen, um in Frankfurt einen Zoo zu gründen. Der Leer’sche Garten konnte für insgesamt 15 Jahre gepachtet werden. Die Initiatoren gründeten im März 1858 eine Aktiengesellschaft, die den Zoo betreiben sollte – die Frankfurter Zoologische Gesellschaft. Ihr Credo lautete: „Die Bürger sollen die Erholung in der freien Natur mit dem Studium derselben verbinden.“ Bereits am 08. August 1858 konnte der Zoo unter Auflagen der Stadt (keine fleischfressenden Raubtiere) eröffnet werden. (Das Gelände grenzte damals an die Unterlindau, wo sich auch ein Eingang befand. In unmittelbarer Nähe lag das Palais mit Garten der Bankiersfamilie Rothschild, von dem nur der heutige Rothschild-Park übriggeblieben ist.)

Der überlieferte Tierbestand Ende des Jahres war 589 Tiere in 151 Arten. Zwei Jahre nach der Eröffnung zogen dann allerdings auch Leoparden, Löwen und Wölfe ein. Der Zoo wurde zum Besuchermagnet und aus dem Jahr 1863 sind 100.000 Besucher (ohne Dauerkarten) überliefert. Bei einer Einwohnerzahl von gerade mal 80.000 war das ein respektables Ergebnis. Da es absehbar war, dass der Zoo bald aus allen Nähten platzen und die Pacht auslaufen würde, suchte man mit Hochdruck an einem alternativen Standort.

Dieser wurde schließlich in der sogenannten Pfingstweide im Osten Frankfurts gefunden. Im März 1874 begann der Umzug mit 1200 Tieren quer durch die Stadt. Die offizielle Eröffnung fand am 29. März statt und am 09. April zog als letztes Tier ein Yak an den heutigen Standort im Ostend ein. Das im Dezember 1876 fertiggestellte Gesellschaftshaus ist bis heute eines der markantesten Gebäude Frankfurts.

Dem Zeitgeist entsprechend, der nach exotischen Tieren und fremden Völkern verlangte, vergrößerte sich die Tierschau stetig und sogenannte Völkerschauen ergänzten das Angebot. Ein erster großer Einschnitt war der Beginn des ersten Weltkrieges 1914. Da Futter für die Tiere knapp wurde, verhungerten fast zwei Drittel oder starben an Infektionskrankheiten. Mit dem Verlust von Einnahmen und Spenden ging die Zoogesellschaft als Trägerin des Zoos 1915 bankrott und die Stadt Frankfurt übernahm die Verwaltung. Ab dem Jahr 1920 ging es mit dem Zoo wieder steil aufwärts. Der erste Gorilla kommt per Zeppelin in Friedrichshafen an und wird nach Frankfurt gebracht. Die Besucherzahl steigt in diesen Jahren auf unglaubliche 3 Mio. pro Jahr. Die Entwicklung wird durch den Beginn des 2. Weltkrieges jäh beendet. Tierpfleger werden zum Kriegsdienst eingezogen. Es herrscht wieder Futtermangel, Spender und Unterstützer ziehen sich zurück. Am 18. März 1944 treffen 27 Fliegerbomben das Gelände und zerstören Gebäude und Anlagen. Viele Tiere u.a. Löwen irren durch die Stadt und müssen, um die Bevölkerung nicht zu gefährden, erschossen werden.

Im Frühjahr 1945 kommt der junge Tierarzt Dr. Bernhard Grzimek nach Frankfurt als persönlicher Referent des amtierenden Bürgermeisters W. Hollbach und wird am 01. Mai neuer Zoodirektor. Einer alten Planung zufolge sollte der Zoo an den Stadtrand verlegt werden. Grzimek widersetzt sich diesen Plänen. Er schaffte es in kürzester Zeit Geld zu sammeln und damit den Wiederaufbau in Gang zu bekommen. Bereits am 01. Juli wurde die Wiedereröffnung gefeiert. Da die Anzahl der Tiere bis dahin kriegsbedingt überschaubar war, sorgten Schausteller, ein Zirkus, Theatervorführungen und ein Kino dafür, dass die Frankfurter in den Zoo strömten. Um weitere Gelder zu sammeln und diese zu verwalten, wurde im Februar 1950 die „Gesellschaft der Freunde und Förderer des Zoologischen Gartens e.V.“ gegründet. Und genau 100 Jahre nachdem die erste Zoologische Gesellschaft Frankfurt gegründet worden war, wurde die Gesellschaft der Förderer 1958 in die neue Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) überführt. Über deren heutige Aufgaben erfahrt Ihr mehr im Kapitel Artenschutz.

Das war sehr viel Geschichte, aber Frankfurt war nach Berlin die zweite deutsche Stadt, die einen Zoo gründete. Also Ehre wem Ehre gebührt.

  • Wichtige Personen

Der Name Grzimek ist in Frankfurt allgegenwärtig, wenn es um den Zoo geht. Aber andere haben auch wichtige und gute Arbeit geleistet. So zum Beispiel Grzimeks langjähriger Stellvertreter der Zoologe Richard Faust, der 1974 zum Direktor berufen wurde und nach dem Tod Grzimeks 1987 auch das Präsidentenamt der ZGF übernahm.

Christian R. Schmidt, Schweizer Zoologe und Verhaltensforscher war Mitbegründer des Europäischen Erhaltungszucht Programms (EEP) und von 1994 bis 2008 Direktor.

Manfred Niekisch ist Biologe und ein Experte für Naturschutz. Als solcher ist er Kooperationsprofessor für Internationalen Naturschutz am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt. Direktor des Zoos war er von 2008 bis zu seiner Pensionierung 2017.

  • Schwerpunkte – Tiere

Ende 2022 wurde ein Tierbestand von 5326 Individuen in 467 Arten gezählt. Säugetiere waren dabei mit 1733 Einzeltieren in 91 Arten, Vögel mit 354 Individuen in 69 Arten vertreten. Das artenreichste Revier ist natürlich das Exotarium. Hier leben Reptilien, Amphibien, Fische und Wirbellose. Ansonsten lässt sich eigentlich kein Schwerpunkt bei bestimmten Tierarten ausmachen. Da der Zoo nicht erweiterbar ist, wurde die Anzahl der Arten und Individuen über die Jahre kontinuierlich reduziert. Hervorheben muss man auf jeden Fall das Menschenaffenhaus, das Grzimek-Haus für nachtaktive Tiere, das weltweit zu den größten Einrichtungen dieser Art gehört und das bereits erwähnte zweistöckige Exotarium.

  • Artenschutz und Zucht

Dem Leitspruch des Zoos folgend „Tiere erleben – Natur bewahren“, engagiert sich der Zoo für verschiedene Zuchtprogramme und Artenschutzprojekte. Die Zuchtbücher für Gorilla, Rostkatze (ISB), für Nashornleguan (ESB) und Schlanklori, Socorrotaube, Gelbrückenducker (Ex-situ Projekte EEP) werden hier koordiniert.

Spenden und Naturschutz-Euro (€ 1,00 als freiwilliger Teil des Eintrittspreises) fließen in diverse Artenschutzprojekte des Zoos. Z.B. die „Bienenbotschaft“ in Hessen, Komodo Survival Program (Wael Wuul Nature Reserve), Goldgelbes Löwenäffchen (Lion Tamarins of Brazil Fund), Grévy-Zebra (Marwell Wildlife – Grevy’s Zebra Trust) oder Okapi (Okapi Conservation Project).

  • ZGF

Auch hier will ich kurz in die Geschichte zurückgehen. Wie bereits geschrieben, war 1958 das Gründungsjahr der neuen Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Zu dieser Zeit verwaltete die Fördergesellschaft Spenden und Zuwendungen an den Zoo. Prof. Grzimek reiste ab Anfang der 50er Jahre nach Afrika. Eigentlich um den Tierbestand des Zoos zu erweitern. Bei seinen Reisen festigte sich allerdings die Erkenntnis, dass das Ausstellen von Tieren nicht die Priorität eines Zoologischen Gartens sein sollte, sondern die Erhaltung der Artenvielfalt und der Schutz des natürlichen Lebensraums. Das führte mit den Jahren zu einer Neuausrichtung der ZGF. Nach dem Tod von Michael Grzimek wurde zunächst ein Gedächtnis-Fond eingerichtet. Mit seinen vielfältigen Aktivitäten u.a. der Sendung „Ein Platz für Tiere“ legte sein Vater den Grundstock dieser Stiftung. Diese wurde dann 2001 von Richard Faust in die Stiftung „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“ überführt. Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V. (ZGF) verwaltet diese Mittel und ist als Naturschutzorganisation heute für 30 Projekte in 18 Länder verantwortlich, wobei der Fokus auf Ostafrika gerichtet ist.

  • Bildung

Der Zoo hat folgende Bildungsziele definiert:

    Interesse für die Bedürfnisse von Tieren zu wecken.
    Der Vermenschlichung von Tieren bewusst zu begegnen.
    Uns Menschen als Teil der Natur zu begreifen.

Diese werden bei Führungen und Workshops an Besucher jeden Alters vermittelt. Besonders interessant finde ich den Zoo-Jugendclub:

„Die Jugendclub-Kinder werden für ein (Schul-)Jahr in die faszinierende Welt der Tiere eintauchen. Als selbständige Forscherinnen und Forscher können sie bei den Expeditionen in den Zoo eigenen Fragen zu den Tieren nachgehen und deren Geheimnisse aufdecken. Auch wie ein moderner Zoo funktioniert und welche Aufgaben er hat, werden wir uns genau ansehen. Zudem werden wir uns mit größeren Zusammenhängen beschäftigen, zum Beispiel, warum viele Tierarten bedroht sind und wie die Zoos bei ihrem Erhalt helfen können. Wir überlegen gemeinsam, was jeder Einzelne von uns tun kann, damit nicht noch mehr Arten auf unserer Erde ausgerottet werden.“

Homepage Zoo Frankfurt

Eine weitere innovative Idee sind die Podcasts zu Themen rund um den Naturschutz „Hinter dem Zoo geht’s weiter“.

  • Zukunft

2019 wurde eine Konzeptstudie Zookunft 2030+ über die Zukunft des Zoos erarbeitet. Mit einigen Projekten hat man bereits begonnen: Umbau des Löwengeheges, die Mangrovenanlage im Exotarium und die Renovierung des Grzimek-Hauses die demnächst beginnt. Dazu sagt die zuständige Dezernentin der Stadt Frankfurt:

Bei der nun vorgelegten Konzeptstudie ZOOKUNFT2030+ geht es nicht nur darum, einzelne Gehege neu zu bauen oder die Besucherwege neu zu gestalten, es geht um viel mehr: eine ganzheitliche Vorstellung davon, was ein moderner Zoo leisten kann, warum er für uns alle in unserer bedrohten Welt so wichtig ist und wie die elf Hektar inmitten des Frankfurter Ostends optimal genutzt werden können.“

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig

Man kann nur hoffen, dass die Pläne zeitnah umgesetzt werden können und, dass das „+“ hinter der 2030 nicht bedeutet, dass die Ziele erst in einer unbestimmten Zukunft erreicht werden. Möge die Übung gelingen.*

*Nachtrag: Kaum habe ich meinen Beitrag veröffentlicht, erscheint ein Artikel in der FR zum Thema mit folgender Überschrift: „Ein Berliner Architekturbüro arbeitet am Masterplan für den Tierpark – 2024 soll er vorliegen und vieles im Zoo von Grund auf verändern.“ (Frankfurter Rundschau vom 11.05.2023)

  • Mein Fazit und etwas Persönliches

Bei meinen Recherchen zu diesem Beitrag habe ich mir natürlich auch die unvermeidlichen Kommentare von Besuchern des Zoos angesehen. Überraschenderweise gab es auf einer Plattform fast ausschließlich positive, auf einer anderen teilweise vernichtende Kommentare. Als ich dann am Ende eines heißen Sommers mit Familie und Freunden den Zoo besuchte, das Gleiche. Ich war schockiert. „Einige uralte Tierhäuser, keine Tiere in den Freianlagen, alles trocken und ungepflegt.“ Wie wir uns doch von unserem ersten Eindruck beeinflussen lassen.

Die Ansprüche die Zoos heute erfüllen müssen sind gewaltig. Tiere in vielfältigen Arten zeigen. Moderne Gehege und Freianlagen bauen. Den Arten- und Naturschutz in den Vordergrund rücken und die Vermittlung vielfältiger Informationen an Besucher jeden Alters. Dabei kommt es zu einem Spagat zwischen der Präsentation von Publikumslieblingen wie Giraffe, Erdmännchen und Co. und weniger spektakulären aber gefährdeten oder in Freiheit ausgerotteten Arten. Zusätzlich hat Frankfurt auch ein Platzproblem.

Ich war in den 60er Jahren das erste Mal in Frankfurt und auch im Zoo, damals noch mit Eisbären, Elefanten und Leoparden. Danach habe ich die Schulferien fast immer in Frankfurt verbracht und bin 1972 dorthin umgezogen. Tante und Onkel bei denen ich wohnte, hatten immer viele Gäste und ich hatte die Aufgabe, ihnen Frankfurt zu zeigen. Zoo und Palmengarten hatten (meine) oberste Priorität. Die Kontaktaufnahme über meinen Onkel mit Prof. Grzimek festigte in mir den Wunsch einen Beruf zu ergreifen „der mit Tieren zu tun hat“. Daraus wurde jedoch nichts und ich habe einen Beruf ergriffen „der viel mit Menschen zu tun hatte.“ Das Leben ist manchmal seltsam. Tiere und Zoos traten einige Jahre in den Hintergrund, mein Beruf nahm mich in Anspruch, ebenso wie meine kleine Familie. Heute bin ich zurück zu Tieren und in Zoos. Und obwohl mich meine Frau manchmal mit einem Blick ansieht, der zu sagen scheint: „er ist verrückt“ sieht sie sich doch geduldig meine Bilderausbeute an und korrigiert meine Beiträge.

Ich werde also weiter durch Zoos spazieren mit einem kritischen Blick und hoffentlich brauchbaren Bildern. Und der Frankfurter Zoo – wird immer meine alte Liebe bleiben.

Und vielleicht tauchen diese weniger spektakulären Tiere demnächst im Blog auf:

Grévy-Zebra

Beim Anblick eines Zebras könnte man meinen, Zebra sei Zebra. Aber weit gefehlt. Das Problem ist, dass man im Zoo (und meist auch in freier Wildbahn) nur eine der zahlreichen Unterarten vor sich sieht, die Ähnlichkeit ist groß, die Unterschiede hat man da natürlich nicht vor Augen. Zumindest geht es uns Laien wohl so.

Zebras gehören in eine Untergattung der Gattung Pferde und werden in drei Arten eingeteilt:

Bergzebra mit den Unterarten Hartmann-Bergzebra und Kap-Bergzebra

Grévy-Zebra ohne Unterarten

Steppenzebra mit den Unterarten, Burchell-Zebra (†) gleich mit Zulu- und Damara-Zebra, Chapman-Zebra, Crawshay-Zebra, Böhm- oder Grant-Zebra sowie das Quagga (†), das leider schon ausgestorben ist.

Grévy-Zebras fallen in vielerlei Hinsicht aus dem Rahmen und deshalb möchte ich diesen Beitrag ausschließlich ihnen widmen.

Zum Äußeren: Grévys (ich spare mir jetzt mal den Rest) sind die größten der wildlebenden Pferdeartigen. Ihre Widerristhöhe beträgt bis zu 1,60m bei einem Gewicht bis 450 kg. Die Unterschiede zu anderen Zebras sind: ein schwarzer Rücken- bzw. Aalstrich, ein weißer Bauch, der Bereich um das Maul ist braun, große tütenförmige Ohren und eine enge Streifung. Während das Grévy etwas 80 Streifen aufweist, haben Bergzebras 45 und Steppenzebras ungefähr nur 30. Da stellt sich natürlich sofort die Frage – wie ist die Grundfarbe von Zebras? – Im Mutterleib sind die Föten zunächst schwarz, die weißen Fellstreifen bilden sich erst kurz vor der Geburt. Wie bei allen Säugetierhaarfarben wird dies durch Melanin produzierende Zellen bestimmt, die Melanozyten. Diese Pigmentzellen befinden sich im Haarfollikel und sorgen dafür, dass die Streifung entsteht. Auf die Frage warum Zebras überhaupt gestreift sind, gibt es mehrere Antworten. Aber die neuesten Untersuchungen haben gezeigt, dass die Facettenaugen der Insekten (Bremsen) durch die Streifen so verwirrt werden, dass sie keinen Landeplatz ausmachen können. Das Gleiche gilt für Tsetsefliegen, die zusätzlich den Hautgeruch von Zebras nicht mögen. Das ist ein sehr schlauer Abwehrmechanismus, da alle Pferdeartige durch die von diesen Insekten übertragene Nagana-Seuche (ähnlich der Schlafkrankheit) sehr gefährdet sind.

Und da drängt sich eine weitere Frage auf. Zebras sind eine wichtige Nahrungsquelle für Raubtiere wie Löwen, Leoparden und Hyänen. Das bedeutet, einerseits werden die Tiere durch ihre Streifen vor Krankheit und Tod geschützt, andererseits von Raubtieren in großer Zahl getötet.

Spinnt also die Natur? Hat die Evolution versagt? Steckt ein Plan dahinter? Ja es gibt diesen Plan: Schutz einerseits und Begrenzung andererseits sorgen für eine ausgewogene Anzahl von Individuen, den Fortbestand der Art, und Sicherung der Überlebenschancen für weitere Spezies. So wird das ökologische System im Gleichgewicht gehalten und nicht durch Überweidung oder Verschwendung von Wasserressourcen gefährdet. Wir Menschen heißen solch einen Plan gut… solange es Tiere und Pflanzen, aber nicht uns betrifft. Wir möchten doch alle ein hohes Alter erreichen und viele Kinder haben. Die hochentwickelte Medizin hilft uns dabei. Im globalen Süden macht man sich zwar wahrscheinlich weniger Gedanken um das zu erreichende Alter, aber bei einem Geburtenniveau beispielsweise in Afrika von durchschnittlich 4,6 Kindern pro Frau und Bevölkerungszahlen von 1,4 Mrd. in Indien und China, ist das ökologische Gleichgewicht weltweit schon lange gefährdet. Und das nicht nur in Afrika und Asien, denn wir in den sogenannten Industrieländern verbrauchen ungeheure Ressourcen. Spätestens 2080 wird unsere Erde von 10,4 Milliarden menschlichen Bewohnern bevölkert. Eine Katastrophe. Nicht nur die Grévy-Zebras werden bis dahin von der Erde verschwunden sein. *

Doch nun zurück zu den Grévys. Obwohl Schriftsteller die Hippotigris (Tigerpferde) bereits in der griechisch-römischen Antike erwähnten und auf Bildern aus späterer Zeit Grévy-Zebras zu erkennen sind, wurden die Tiere erst 1882 genauer beschrieben und wissenschaftlich eingeordnet. Menelik II seinerzeit König von Shewa und später Negus (König der Könige) von Abessinien (heute Äthiopien) schickte ein Zebra an den französischen Staatspräsidenten Jules Grévy als Geschenk. Der Zoologe Emile Oustalet erkannte die Besonderheiten dieses Tieres, beschrieb es, ordnete es als eigene Art ein und gab ihm den Namen Grévy-Zebra.

Grévys unterscheiden sich nicht nur äußerlich von Steppen- und Bergzebras. In Grzimeks Tierleben werden sie als eine „urtümliche Form mit abweichendem Verhalten“ beschrieben. Im Gegensatz zu ihren Verwandten bilden sie keine festen Herden. Wissenschaftliche Untersuchungen die 2006 veröffentlicht wurden haben gezeigt, dass sich zwar feste Cliquen von Stuten, Jungtieren und Junggesellen bilden, diese Verbände sich jedoch jederzeit wieder trennen können. Begründet wird dies mit dem ökologischen Druck dem die Verbände ausgesetzt sind (Nahrungsangebot, Raubtiere). Wobei es erwiesen ist, dass Stuten sich bevorzugt in Cliquen zusammenfinden in der die weiblichen Tiere den gleichen Fortpflanzungsstatus (z.B. unbefruchtet, trächtig) haben.  Sie durchwandern große Gebiete auf der Suche nach Nahrung und Wasser und wählen Territorien von denjenigen dominanten Hengsten, die das beste Nahrungsangebot bieten. Während es in umherwandernden Verbänden keine Dominanzhierarchie gibt, beherrschen dominante Hengste territorial ein Revier, das zwischen 2 und 12 qkm groß sein kann. Normalerweise leben sie in diesen Territorien während der Regenzeit bzw. solange ausreichend Wasser vorhanden ist. Sie tolerieren jedoch die in ihr Revier einwandernden Junggesellen und schließen sich diesen oft für kurze Zeit an, solange keine brünstigen Stuten in ihrem Revier sind. Denn dann verteidigen dominante Hengste „ihre“ Stuten vehement. Auch zu den Mitgliedern der eigenen Truppe sind die Hengste sehr häufig äußerst rabiat. Durch ihr Verhalten ähneln Grévys tatsächlich eher Wildeseln oder den bereits beschriebenen Onagern und Kulanen als Pferden oder den beiden anderen Zebra Unterarten. Das wird auch bei ihren Lautäußerungen deutlich. Alarmrufe klingen wie lautes Brummen, wenn sie Angst oder Schmerzen haben, oder kämpfen pfeifen bzw. quicken sie. Ein Schnauben ist meistens eine Warnung und um ihre Dominanz zu zeigen, iahen sie (wie ein Esel), bei der Paarung ist eine Art Bellen zu hören.

Zebrastuten bringen ihre Jungen nach 390-410 Tagen zur Welt. Für die Geburt entfernen Sie sich von der Gruppe und kehren erst nach etwa 2 Tagen zurück.  Die Mütter verhalten sich zu den anderen Stuten in dieser Zeit sehr aggressiv. Das kann man mit dem Verhalten der Fohlen erklären. Diese folgen sobald sie auf den Beinen sind, allem was sich bewegt und größer ist als sie selbst. Sie müssen daher zuerst auf die Mutter geprägt werden. Das geschieht über die individuelle Fellzeichnung an den Beinen bzw. Steiß. Nach einer Woche wissen die Fohlen wer ihre Mutter ist und folgen ausschließlich ihr. 

Vom eigenwilligen Verhalten der Grévys (Hengst oder Stute ist dabei egal) können Tierpflegerinnen und -pfleger ein Lied singen. Regina Bakely beschreibt in einem Artikel** wie Sie den Grévy-Hengst Moyo dazu gebracht hat auf ein Target zu reagieren und wie Sie es geschafft hat, sein Vertrauen zu gewinnen. Und trotz aller Verbundenheit mit dem Tier, konnte sie sein Gehege nicht betreten.

In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet leben Grévys heute nur noch in Äthiopien (ca. 130) und in Kenia (ca. 2400). Die Bestände leiden unter dem Nahrungswettbewerb und der Konkurrenz um Wasserquellen in einem Lebensraum der eher trocken ist und wo Regen oft lange Zeit ausbleibt. Und es sind weniger andere Wildtiere als vielmehr Nutztierherden in großer Zahl, die ihr Überleben bedrohen. Die Bestände gelten nicht als gesichert. Umso wichtiger ist die Aufgabe der Zoos und Nationalparks die Art zu erhalten. Grévy-Zebras sind ein wundervolles Geschenk der Natur. Etwas wird der Natur allerdings nicht bewusst gewesen sein, als sie die Tiere mit Streifen versah, dass nämlich Designer, Künstler und Fotografen das Muster von Zebrastreifen verwenden, um unsere Welt etwas schöner zu machen. Und Grévys gehören für mich überhaupt zu den Schönsten.

*Das ist mein Standpunkt – wenn ihr gleicher oder anderer Meinung seid, dann hinterlasst doch einen Kommentar. Wie sind eure Gedanken zu diesem Thema.

** im Web zu finden: nationalzoo.si.edu/animals/news/how-do-you-train-zebra

Für uns Besserwisser:

Zebrastreifen ist nur der umgangssprachliche Begriff für einen Fußgängerüberweg. Dessen Ursprung findet man in der deutschen Geschichte in den 1950ern in München. Damals wurde er von den Beamten als „Dickstrichkette“ bezeichnet. Diese wurde in die StVO. aufgenommen, weil die Anzahl an Autos stark anstieg und somit eine größere Gefahr für Fußgänger entstand, die es einzudämmen galt.

Erst durch eine Aktion in Hamburg am 24. April 1954 bekam der Fußgängerüberweg den Namen „Zebrastreifen“. Damals hatte die Polizei zusammen mit einer Zeitung die Aktion „Zebra“ ins Leben gerufen, damit die Autofahrer an einem Zebrastreifen auch wirklich anhalten. Wer am Zebrastreifen angehalten hat, der bekam eine Plakette, auf der ein Zebra abgebildet war. Die Abkürzung „Zebra“ stand für „Zeichen eines besonders rücksichtsvollen Autofahrers“. Seitdem nannten bald alle Deutschen den Fußgängerüberweg „Zebrastreifen“.)

Und noch etwas zum Üben für den nächsten Zoobesuch:

Wölfe

und das Phänomen der „Trophischen Kaskade“

Der Europäische Wolf ist momentan in aller Munde und nicht nur in den Medien präsent, sondern leibhaftig zurück in den Wäldern einiger Bundesländer.

Bekanntermaßen wandern (Jung-)Wölfe auf der Suche nach Revieren weite Strecken. Was die Tiere allerdings veranlasst ausgerechnet in ein dicht besiedeltes, durch Verkehrswege und landwirtschaftliche Nutzung zersiedeltes Land wie Deutschland zurückzukehren? Die Antwort auf diese Frage ist wohl noch ungeklärt.

Obwohl – vorsichtig ausgedrückt – nicht alle erfreut sind, den Wolf in ihrer Nähe zu haben, muss man sich natürlich fragen wer war zuerst da, Wolf oder Viehzüchter? Doch es gibt eine Menge guter Gründe sich über die Anwesenheit zu freuen. Ein guter Grund ist aus ökologischer Sicht ein Phänomen, das „Trophische Kaskade“ genannt wird. Ich will hier auf die übliche Beschreibung von Europäischen Wölfen verzichten, denn wie eingangs angemerkt, gibt es aktuell genug in den Medien über diese Tiere zu erfahren.

Widmen wir uns also zunächst der Trophischen Kaskade und im zweiten Teil des Beitrages um ein Unterarten des Wolfes, nämlich dem Polar- und Tundrawolf und einem Wolf der keiner ist – den Mähnenwolf.

Die Frage „Wer frisst wen?“ können wir am besten beantworten, indem wir uns Nahrungsketten betrachten. Sie stellen in linearer Form die Nahrungsbeziehungen von Lebewesen untereinander dar. Also z.B. Pflanzen, Pflanzenfresser und Raubtiere. Da es aber Pflanzenfresser gibt die auch tierische Nahrung nicht verschmähen oder Raubtiere die von größeren Raubtieren gefressen werden, kann diese Nahrungskette aus vielen Gliedern bestehen*. Nun stellen wir uns dieses System nicht linear vor, sondern als Pyramide und betrachten die ganze Sache aus Sicht des Wolfes (als sogenannter Spitzenprädator), dann kommen wir in diesem Fall auf drei Ebenen (oder Trophieebenen). Oben der Spitzenprädator Wolf – seine Beute die Pflanzenfresser und unten die Pflanzen als Erzeuger von Biomasse.

Die Veränderungen in dieser Pyramide, die von oben nach unten durch den Wegfall von Spitzenprädatoren ausgelöst werden, nennt man Trophische Kaskade. Nicht alle Ökologen unterstützen diese Theorie. Aber das Beispiel der Wölfe im Yellowstone Nationalpark/Wyoming zeigt, dass sie nicht ganz von der Hand zu weisen ist:

Im Jahr 1872 wurde der Nationalpark gegründet. Durch die anfangs erlaubte Jagd und Wilderei waren bereits 1920 die Wölfe aus dem Park verschwunden. In den folgenden Jahren wurde die Zunahme der Elch- und Wapiti-Hirsch Populationen beobachtet. Die Folge war Bodenerosion durch den Verlust der Vegetation besonders an Bächen und in Feuchtgebieten. Zum Beispiel fehlten speziell Zitterpappeln. Das wiederum wirkte sich auf den Lebensraum der hier beheimateten Biber aus, die nicht mehr genug Holz fanden, um ihre Staudämme zu bauen und so der Schutz der Nester und die Nahrungsbevorratung nicht mehr gewährleistet war. Die Anzahl der Biber ging dramatisch zurück.

Die Wiederansiedlung von Wölfen erfolgte dann 1995 mit der Folge, dass sich das Ökosystem langsam erholte. Die Reduzierung der Pflanzenfresser durch die Wölfe war allerdings nur ein Grund für diesen Erfolg. Prädatoren halten alleine durch ihre Anwesenheit und die Gefahr die von ihnen ausgeht die Herden der Pflanzenfresser in Bewegung, sodass diese gezwungen sind häufig Standortwechsel vorzunehmen. So wird Kahlfraß verhindert und die Pflanzen bekommen Zeit zur Regeneration.

Trophische Kaskaden gibt es natürlich nicht nur an Land, sondern auch in Seen oder im Meer. So hat man z.B. an einer flachen Felsküste in Nova Scotia alle Hummer entnommen. Ergebnis des Eingriffs war die unkontrollierte Vermehrung der Seegurken, was zum Verschwinden der ausgedehnten Seetangwälder führte – der Lieblingsnahrung von Seegurken.

Trophische Kaskaden können sehr komplex sein und es kann auch mehr als drei Ebenen geben, maximal jedoch fünf. Und muss man es erwähnen? Ja! – Auslöser der meisten Trophischen Kaskaden ist der Mensch, der oft und falsch in Ökosysteme eingreift. Die Erkenntnisse über dieses Phänomen bieten uns allerdings auch die Chance der Korrektur. Eine solche Korrektur ist die Wiederansiedlung von Wölfen in Deutschland.

*Komplexere Beziehungen die in der Nahrungskette nicht dargestellt werden können, werden in Nahrungsnetzen verdeutlicht.

Die folgenden Bilder des Europäischen Grauwolfs wurden aufgenommen: im Tierpark Worms, Alte Fasanerie Klein-Auheim, Tier- und Pflanzenpark „Fasanerie“ Wiesbaden und Tiergarten Weilburg.

Die folgenden Bilder der Timberwölfe sind im Mai 2023 im Erlebnis-Zoo Hannover entstanden. Timberwölfe sind die nordamerikanischen Verwandten unserer einheimischen Grauwölfe.

Polarwolf + Tundrawolf

Wölfe bevölkerten die gesamte nördliche Halbkugel. Die Einteilung in Untergruppen fällt schwer, da es viele Gemeinsamkeiten gibt und sich benachbarte Populationen durchaus vermischt haben könnten. Nach ihrem Verbreitungsgebiet kann man zwischen den Eurasischen Wölfen und den auf dem nordamerikanischen Kontinent verbreitenten Wölfen unterscheiden. Den Polarwolf oder Arktischer Wolf (Canis lupus arctos) finden wir in der kanadischen Arktis und Grönland. Zu den amerikanischen Tundra Wölfen zählen der Barron-Ground Wolf oder Alaska-Tundrawolf und der Hudson Bay Wolf. Der Tundrawolf (oder Turukhanwolf (Canis lupus albus) lebt im nördlichen Eurasien von Finnland bis Kamtschatka. Alle diese Unterarten haben eine sehr helle bis weiße Fellfarbe. Für mich gehören sie zu den beeindruckendsten Wölfen. Daher widme ich ihnen diesen Beitrag.

Das Verbreitungsgebiet dieser weißen Wölfe ist sehr lebensfeindlich insofern mussten sich die Tiere im Laufe der Evolution an Kälte und begrenzte Nahrungsressourcen anpassen. Im Unterschied zu den Grauen Wölfen in den südlichen Verbreitungsgebieten ist ihr Fell dichter und länger, sie sind kräftiger und die Sozialstrukturen sind noch enger.

Die Größe eines Rudels wird vom Nahrungsangebot bestimmt. Es können 5 aber auch 25 Tiere pro Rudel sein. In der kargen Landschaft in der sie leben, fressen sie sozusagen alles was sich bewegt, vom kleinen Lemming, Schneehasen bis zu Karibus oder Moschusochsen. Je größer die Beute umso mehr Rudelmitglieder sind erforderlich, um gemeinschaftlich diese zu erlegen.

Welpen kommen im März und April zu Welt. Normalerweise sorgt nur das Alphapaar für Nachwuchs. Die Welpen werden vom ganzen Rudel großgezogen. Eigentlich müsste man sagen „umsorgt“ und bewacht, wenn die Alphahündin zur Jagt unterwegs ist. Alle Rudelmitglieder erhalten einen Anteil an der Beute, auch wenn sie zum Schutz der Jungen bei der Wurfhöhle bleiben mussten oder sie sich beim Jagen getrennt hatten. Der Umgang untereinander ist überwiegend sehr freundlich. Allerdings verteidigen die Alphatiere ihre Position auch gnadenlos und schützen ihr Rudel konsequent. In einer Dokumentation des ARD* ist zu sehen, dass ein Muttertier versehentlich eine Wurfhöhle im Revier eines fremden Rudels bezogen hatte. Sie wurde entdeckt und trotz aller Ablenkungsmanöver, die Wurfhöhle aufgespürt und die Welpen alle getötet. Es sind sehr verstörende Bilder aber das eigene Überleben hat in der kargen lebensfeindlichen Landschaft oberste Priorität. Allerdings haben diese Lebensbedingungen sie auch weitestgehend vor dem Zugriff der Menschen bewahrt, sieht man von den Inuit ab, die Polarwölfe wegen ihres Fells jagen. Der Bestand an Polar- und Tundrawölfen ist weitestgehend stabil.

*sehr empfehlenswert: „Polarwölfe – Überleben in Kanadas Arktis“ in 3 Teilen zu finden in der ARD-Mediathek.

Für uns Besserwisser: Wölfe heulen den Mond an. – Nein, das ist ein Märchen und ja natürlich heulen Wölfe auch bei Vollmond, denn da ist es heller und besser zum Jagen, was sie so dem Rudel mitteilen – aber sie heulen ihn nicht an. Das Wolfsheulen dient der Verständigung unter Rudelmitgliedern, zur Kontaktaufnahme mit dem anderen Geschlecht oder zur Abgrenzung ihres Reviers gegen Eindringlinge, seien es andere Wölfe oder Menschen. Im Alter von 4 Monaten lernen Welpen bereits das Heulen und somit die spezifischen Töne, die für ihr eigenes Rudel typisch und unverwechselbar sind.

Die folgenden Bilder der Hudson-Bay Wölfe wurden aufgenommen im Oktober 2021 im Zoo Duisburg

Die Bilder der Polar Wölfe wurden aufgenommen im Januar 2021 im Wildpark „Alte Fasanerie“ Klein-Auheim bei Hanau

Mähnenwolf

Ein Wolf der keiner ist.

Auch wenn sein Aussehen an einen hochbeinigen Fuchs erinnert, ist er mit den südamerikanischen Vertretern dieser Art wie zum Beispiel den Kampfüchsen* oder Waldhunden nur sehr entfernt verwandt. Dies gilt auch für eine Verwandtschaft mit Wölfen,trotz des irreführenden Namens. Charakteristisch ist jedoch die dunkel gefärbte Mähne im Nacken-/Schulterbereich. Dieser Teil des Namens ist also korrekt. Bereits bei seiner Einwanderung aus dem nördlichen Teil Amerikas hatten sich die Entwicklungslinien getrennt und so wird er heute als eine eigene Art (Chrysocyon brachyurus) unter den Wildhunden klassifiziert. Mit dem Ende des Pleistozäns vor ca. 12.000 Jahren ist er auch der letzte Überlebende der südamerikanischen Großtierfauna.

Ursprünglich waren Mähnenwölfe in den offenen südamerikanischen Graslandschaften** und deren Überschwemmungswäldern zuhause. Bejagung und Lebensraumzerstörung haben dazu geführt, dass sie nur noch in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Paraguay, Peru und einige wenige in Uruguay überleben konnten.

Im Gegensatz zu ihrer entfernten Verwandtschaft bilden sie keine Rudel. Sie jagen, auch wenn sich Männchen und Weibchen in einem gemeinsamen Territorium für längere Zeit zusammentun, immer einzeln. Auf dem Speiseplan stehen kleine Nager und anderes Kleingetier aber auch vegetarische Kost. Im Zoo kann man beobachten, dass gemeinsam gehaltene Tiere für das Fressen verschiedene Plätze in ihren Gehegen aufsuchen und „eifersüchtig“ darauf achten, dass die Fresskonkurrenz gehörigen Abstand hält. Trotz ihrer langen Beine sind Mähnenwolfe keine Jäger, die ihre Beute hetzen, sondern sie pirschen sich an. Dabei sind in der Graslandschaft lange Beine und große Ohren sehr von Vorteil.

Mähnenwölfe bewegen sich im Passgang, sie setzen also fast gleichzeitig den Hinter- und Vorderlauf einer Seite auf den Boden. Trotz dieser schlendernden Bewegung sind sie sehr schnell unterwegs. Je schneller sie werden umso mehr wird der Kopf nach vorne gestreckt und die Schnauze immer tiefer gesenkt. Mit schnellen steilen Sprüngen überwinden sie Hindernisse oder überraschen damit ihre Beute von oben.

Obwohl Einzelgänger ziehen Wölfin und Wolf den Nachwuchs gemeinsam auf. Dies wurde allerdings hauptsächlich in Zoos beobachtet. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wird in Leipzig geführt. Die erste erfolgreiche Aufzucht von Welpen durch das Muttertier gelang 1967 in Frankfurt. In 15 Zoos im deutschsprachigen Raum kann man die Tiere bewundern und riechen. (sie verströmen einen intensiven Geruch).

*Achtung richtig lesen – von spanisch Campos oder dem indigen Quechua Pampa = baumlose Ebene

**südamerikanische Graslandschaften:

Pampa – ist eine weitgehend flache, gehölzlose Graslandschaft im südöstlichen Südamerika, die sich in einem großen Bogen um den Río de la Plata erstreckt und einen bedeutenden Teil Argentiniens, ganz Uruguay und einen kleinen Teil von Südost-Brasilien einnimmt. Im engeren (ökologischen) Sinne ist es ein steppenähnliches, subtropisches Grasland.

Chaco – Der Gran Chaco bedeckt eine riesige Fläche von Bolivien bis in die argentinische Provinz Santa Fé und vom Andenrand bis an die Flüsse Paraguay und Paraná.

Cerrado – Der Cerrado liegt etwa 300-600 m.ü.M. mit Tafelbergen, die bis zu 1’600 m hoch sind. Das Klima ist tropisch-halbfeucht. Die Mittlere Jahrestemperatur liegt bei 20 bis 27°C. Die locker stehenden, zumeist immergrünen Bäume werden überwiegend 3-5 m hoch. Die Grasnarbe verschwindet während der von Mai bis September dauernden Trockenzeit. Der Cerrado bedeckt 21% der Landfläche Brasiliens.

Llanos und Chapparales – Als Chapparales werden die offenen Baumsavannen Kolumbiens und Venezuelas bezeichnet, deren Vegetation jener des Cerrado ähnelt. Sie liegen eingestreut in die Llanos, die während der Regenzeit regelmäßig überschwemmten Grassavannen des Orinoko-Gebiets.

Für uns Besserwisser:

In Südamerika hat der Mähnenwolf folgende Namen:

  • aguará guazú in Paraguay
  • aguara guasu“ in der Tupi-Guarani Sprache (großer Fuchs)
  • borochi in Bolivien.
  • lobo de crin in Peru
  • lobo de los esteros (Wolf der Sümpfe)
  • lobo colorado (Rotwolf)
  • lobo guará in Brasilien (Mähnenwolf)

Falklandwolf – Noch ein Wolf der keiner war, sondern ein Fuchs. Beheimatet auf den Falklandinseln wurde er noch von Charles Darwin beschrieben. Der letzte seiner Art wurde 1876 erlegt.

Die Bilder entstanden 2022 im Zoo Nürnberg und in der Wilhelma Stuttgart

Die folgenden Bilder entstanden 03/2023 im Zoo Augsburg

Zoo (Zolli) Basel

  • Geschichte und wichtige Personen

Nachdem die Ornithologische Gesellschaft Basel im Jahr 1873 einen Aufruf an die Einwohner Basels lancierte, um sich für die Gründung eines Zoos zu engagieren, fand bereits am 03. Juli 1874 dessen Eröffnung statt. Der Zoo wird seit dieser Zeit als eine nicht gewinnorientierte Aktiengesellschaft geführt. In den ersten Jahren galt der Zoo eher als Naherholungsgebiet für die Städter, mit vielen in der Schweiz und im Alpenraum heimischen Tieren. Allerdings verursachte dieses Konzept dem Zoo finanzielle Schwierigkeiten, zumal die Alpentiere sehr parasitenanfällig waren und nicht lange im Zoo überlebten.

Dem Zeitgeist entsprechend, der nach Exotik verlangte, bot man zwischen 1880 und 1899 verschiedene Völker- und Tierschauen an (siehe auch Beitrag Hagenbeck), die die finanzielle Lage etwas entspannten. Mit einem Legat* von Johannes Beck konnte der Zoo sich 1901 sanieren. Viele Gönnerinnen und Gönner folgten und folgen dem Beispiel des Basler Tierfreundes bis heute.

In den folgenden Jahren konnte der Zoo kontinuierlich erweitert und modernisiert werden. Zu verdanken ist diese Entwicklung auch den vorausschauenden Zoodirektoren wie z.B. Heini Hediger oder Ernst Lang.

  • Name

Der Schweizer Publizist Urs Meier hat geschrieben:

„Die Deutschschweizer sind Diminutiv-Weltmeister (Substantiv Verkleinerung). Wer von einem anderen Sprachgebiet her in die alemannische Schweiz kommt, wundert sich über deren Hang zur sprachlichen Verkleinerung. Es ist zu vermuten, dass die Weltmeister des Diminutivs in der Deutschschweiz hausen.“

Urs Meier – Journal21.ch

Das ist ja durchaus sehr sympathisch und so ist es nur folgerichtig, dass der Zoo von den Baslerinnen und Baslern den Namen „Zolli“ bekam.

  • Schwerpunkt – Tiere

Tierbestand zum 31.12.2021: Insgesamt 8625 Tiere in 533 Arten nennt der Zoo sein Eigen. Dazu gehören 602 Säugetiere in 56 Arten, 602 Vögel in 67 Arten, 205 Reptilien in 31 Arten. Der Rest verteilt sich auf Amphibien, Fische und Wirbellose.

  • Primaten-Initiative 2022

Die Tierschutzorganisation “Scientence Politics“ hatte 2017 eine Volksinitiative „Grundrechte für Primaten“ lanciert. Ziel der Abstimmung sollte es sein, den im Kanton Basel gehaltenen Primaten eingeschränkte Grundrechte zu gewähren. Konkret haben die Unterstützer der Initiative gefordert, dass Primaten das Recht auf Leben und das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit zugesprochen werden müsse. Das hätte für die Zukunft wahrscheinlich weitreichende, negative Auswirkungen für die Haltung und den Schutz von Menschenaffen gehabt. Am 07.02.2022 hat sich die Basler Bevölkerung in dieser einmaligen Abstimmung eindeutig gegen die Initiative ausgesprochen. Zur großen Erleichterung des Zolli, der die Primaten durch das strenge Tierschutzgesetz ausreichend geschützt sieht.

Meine Meinung: Es ist sind nicht nur Tierrechte und Tierschutzgesetzte die wir hier im Auge haben müssen. Um das Wohl der Tiere sorgen sich engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – egal in welcher Position – mit Herzblut und Verstand an 365 Tagen im Jahr. Das finde ich ist einer der wichtigste Aspekt in der Tierhaltung.

  • Artenschutz und Zucht

International führt der Basler Zoo die Zuchtbücher für Panzernashorn, Zwergflusspferd und den Somali-Wildesel. Auf europäischer Ebene die Zuchtbücher für den Kleinen Kudu, das Totenkopfäffchen und den Türkisnaschvogel.

Am 13. Mai 2022 gab es mit Tarun bereits das 36. mal Nachwuchs bei den indischen Panzernashörnern. Die weltweit erste Geburt eines Panzernashornbullen (Rudra) in einem Zoo konnte bereits 1956 in Basel gefeiert werden. Aber egal ob Strahlenschildkröte aus Madagaskar oder Westlicher Flachlandgorilla, der Zolli kann viele wichtige Zuchterfolge vorweisen.

  • Die Artenschutzprojekte des Zoos

Wie viele Zoologische Gärten sammelt der Zoo über einen Aufschlag zu den Eintrittskarten einen sogenannten Naturschutzfranken. Seit 2016 sind so CHF 1,3 Mio. zusammengekommen, die in wechselnde Projekte fließen. Das waren 2022 die folgenden in-situ Projekte:

  • Afrikanische Elefanten im Amboseli Nationalpark von Kenia über die „Big Life foundation“,
  • Der «Predator Compensation Fund» der «Big Life Foundation (BLF)» setzt sich im Amboseli-Tsavo Ökosystem in Kenia für den Schutz der Löwen ein,
  • Korallen und Schwämme auf Sansibar über Marinecultures.org
  • «Aires Marines Protégées» (AMP) sind Meeresschutzgebiete des Mittelmeers. Diese bilden effiziente Instrumente zum Schutz der biologischen Vielfalt über den «Fonds Fiduciaire pour les AMP de Méditerranée»,
  • Reisfinken in Indonesien,
  • Panzernashörner in Indien,
  • Okapis in der Demokratischen Republik Kongo,
  • des weiteren Orang-Utans in Malaysia, Schneeleoparden in Zentralasien, Rubinkehltangaren in Brasilien, Somali-Wildesel in Eritrea, Springaffen in Peru, Zwergflusspferde in Sierra Leone und Visayas-Pustelschweine auf den Philippinen.
  • Darüber hinaus engagiert sich der Zolli in über 40 internationalen Erhaltungs- und Zuchtprogrammen für bedrohte Tierarten
  • Bildung

Ein umfangreiches Programm mit Führungen, Workshops und Projektwochen richtet sich an Schulklassen. Es besteht ein Weiterbildungsprogramm für Lehrkräfte und es wird umfangreiches Lehrmaterial zur Verfügung gestellt.

  • Mein Fazit

Für mich Bahnfahrer liegt der Zolli sehr praktisch, etwa 10 Minuten zu Fuß vom Bahnhof SBB. Das Gelände umfasst 11 ha (zum Vergleich Frankfurt 12 und Zürich 28). Flache Strecken wechseln sich ab mit leichten Anstiegen. Die gärtnerische Planung ist sehr gut gelungen mit viel Grün um und zwischen den Gehegen. Die Gehege sind sehr gut – meist von verschiedenen Punkten – einsehbar. Herausragend die Anlagen der Elefanten, Panzernashörner und das Affenhaus. Seit 2019 wird das historische Vogelhaus renoviert und erweitert. Freiflugvolieren werden den Besuchern einen Blick ohne Netze oder Glas auf die „Juwelen der Lüfte“ gewähren. Die Eröffnung ist fürs erste Halbjahr 2023 geplant. Ein weiteres spannendes Highlight auf das ich mich freue.

Ich mag diesen Zoo!

  • Zukunft

Der Zolli ist ein innenstädtischer Zoo, eine Erweiterung ist also äußerst schwierig. Die Stadt umschließt das Gelände fast vollständig. Mit dem Bau eines Parkhauses könnte die Fläche des Parkplatzes vor dem Haupteingang als Erweiterung (etwa 6000 qm) gewonnen werden. Die Umsetzung soll ab 2024 beginnen. Eine langfristige Testplanung beschäftigt sich mit einer weiteren Fläche im Süden an den Zoo anschließend (etwa 15.000 qm). Wie alle Zoos mit begrenzter Fläche hat auch der Zolli das Problem, dass neue artgerecht gestaltete Gehege entsprechend größer als in der Vergangenheit sein sollen. Dies auch im Hinblick auf die Vergesellschaftung mehrerer Tierarten auf einer Fläche. Insofern gehen Umbauten immer zulasten der Nachbargehege, die dann in den meisten Fällen für die ursprüngliche Tierhaltung entfallen.

*unter Legat versteht man einerseits einen Gesandten oder Befehlshaber im römischen Reich bzw. auch im Mittelalter. Hier ist aber ein Vermächtnis (aus dem Erbrecht) gemeint.

Basler Schwergewichte

Mesopotamischer Damhirsch

In diesen Tagen begann in Montreal die 15. United Nations Biodiversity Conference (Weltnaturschutz-Konferenz). UN-Generalsekretär António Guterres hielt die eindrucksvolle und hoffentlich nachhaltige Eröffnungsrede:

„Mit unserem bodenlosen Appetit auf unkontrolliertes und ungleiches wirtschaftliches Wachstum ist die Menschheit zu einer Massenvernichtungswaffe geworden. Wir führen Krieg gegen die Natur. Bei dieser Konferenz geht es um die dringende Aufgabe, Frieden zu schließen. Die Menschheit behandelt die Natur wie eine Toilette und begeht damit stellvertretend Suizid, weil der Verlust von Artenvielfalt auch mit gewaltigen Kosten für die Menschheit einhr geht. Die „Orgie der Zerstörung“ muss beendet werden. Wir müssen die Verantwortung übernehmen für den Schaden, den wir angerichtet haben, und handeln, um es wieder in Ordnung zu bringen. Trotz der Träume von Milliardären, die sich etwas vormachen, gibt es keinen Planet B. Wir müssen die Welt in Ordnung bringen, die wir haben.“

UN-Generalsekretär António Guterres am 07.12.2022

Aber zum Glück gibt es immer wieder auch Erfolge im Arten- und Naturschutz zu vermelden. Von einer erfolgreichen ex-situ* Maßnahme will ich in diesem Beitrag berichten.

Der Name dieser Damhirsch Art weißt nicht nur auf sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet hin. Er steht auch für eine Hochkultur der Menschheit. Die Erfindung der Schrift und der ersten Rechtsordnungen geht auf sie zurück. Sie hat Dinge des täglichen Lebens entwickelt wie Ziegelsteine, Streitwagen, das Bier und die Keramik. Es war der Beginn der Stadtentwicklung von Kultur- und Technikgeschichte – Mesopotamien.

Dem Mesopotamischen Damhirsch hat diese Entwicklung allerdings weder geholfen noch genutzt, im Gegenteil. Seit frühster Zeit, mit dem sesshaft werden der Menschen in seiner ursprünglichen Heimat, wurde er gejagt und durch die Ausbreitung der Landwirtschaft und Städte aus seinem natürlichen Lebensraum verdrängt. Werfen wir doch einen Blick zurück in die Vergangenheit:

In der westiranischen Provinz Kermanschah wurden Felsenreliefs aus sassanidischer** Zeit gefunden. Diese zeigen u.a. eine Hirschjagd. Ägyptische und mesopotamische Herrscher legten bereits die ersten Menagerien an. Es wird vermutet, dass auch Damhirsche hier gehalten wurden. Im 9. Jahrhundert vor Christus ließ der assyrische König Assurnasirpal II. wissen: „Ich habe ganze Herden hergeholt und vermehrt. In den Ländern, in die ich reiste, und auf den Bergen, die ich überquerte, habe ich nach Bäumen und Samen ausgeschaut und sie gesammelt.“ Gleichzeitig erhielt der assyrische Herrscher unzählige weitere Exoten, unter anderem Elefanten, Bären und auch Hirsche. Allerdings wurden Tiere in den antiken Hochkulturen auch gejagt und gehalten um sie zu opfern. So war der Damhirsch das wichtigste Opfertier für Mond- und Jagdkulte der Ägypter, Assyrer, Sumerer.

Später wird in der Thora das hebräische Wort für eine Tierart genannt, die gegessen werden darf. Einige Übersetzer benutzen das Wort für Damhirsch. Und natürlich wird der Hirsch auch oft in der Bibel erwähnt. z.B. „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.“ (Psalm 42,2). Man kann vermuten, dass sowohl Thora als auch Bibel vom Mesopotamischen Damhirsch sprechen, da Israel und die Levante zum ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Tiere gehörten.

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts galt die Art bereits als ausgestorben. Im Jahr 1875 wurde sie dann wiederentdeckt und durch Sir Victor Brooke als neue Art wissenschaftlich beschrieben. Einige Tiere wurden nach London geschickt und sorgten dort auch für Nachwuchs (1880). Allerdings verstarben alle Tiere im Laufe der Jahre und 1951 galt der Mesopotamische Damhirsch als endgültig ausgestorben, da keine Sichtung mehr erfolgte und man auch nichts mehr von ihnen hörte.

Der amerikanische Forscher M. Talbot reiste 1955 im Auftrag der IUCN nach Vorderasien. Man erzählte ihm von einer Population die sich im irakisch/iranischen Grenzgebiet aufhalten sollte. Er berichtete den beiden deutschen Zoologen T. Haltenorth und W. Trense und die Wissenschaftler vermuteten, dass es sich um die Damhirsche handeln müsse. Werner Trense unternahm daraufhin im Auftrag von Georg von Opel eine Expedition, um auch weiteren Hinweisen nachzugehen. Die Reise war vom Erfolg gekrönt und Trense brachte 1957 das erste Zuchtpaar in den Opel Zoo in Kronberg. Georg von Opel gelang es mit weiteren importierten Tieren eine erfolgreiche Zucht aufzubauen. Bisher sind daraus etwa 260 Tiere hervorgegangen. Praktisch alle in Zoos und Gehegen gehaltenen Tiere sind Nachkommen dieser ersten Zuchtgruppe.

Die Berichte die Haltenorth an die iranische Regierung schrieb veranlassten diese, den Mesopotamischen Damhirsch unter Schutz zu stellen und Schutzgebiete auszuweisen. So wurde unter anderem das Semeshkandeh-Gehege in der Nähe der Stadt Sari eingerichtet, die mit reimportierten Tieren, u.a. aus dem Opel Zoo, bestückt wurde.

Mit Hilfe des Opel Zoos wurden 1976 die Tiere auch wieder in Israel angesiedelt. Es gibt in der Zwischenzeit außer im Zoo von Jerusalem noch zwei freilebende Gruppen dort. Um die Bemühungen weiter zu unterstützen, erhielt das Auswilderungsprogramm 2017 zwei Jungtiere aus Kronberg.

Heute leben etwa 1000 Tiere in Zoos und Parks überall auf der Welt. Im Jahr 1989 unternahmen Prof. G. Heidemann von der Uni Kiel und der damalige Direktor des Zoos Hellabrunn H. Wiesner eine Reise in den Iran, um die Bestände zu sichten. Leider mit ernüchterndem Ergebnis. Zum damaligen Zeitpunkt lebten etwa 300 Tiere in verschiedenen Gehegen. Der gesundheitliche Zustand der Tiere war zu dieser Zeit schon schlecht. Aktuelle Informationen liegen aufgrund der momentanen Gegebenheiten im Iran nicht vor.

Das ist die spannende Geschichte einer Tierart, die ohne Unterstützung engagierter Menschen und Zoos mit Sicherheit ausgestorben wäre.

*Im Naturschutz sind Ex-situ Maßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt solche, die außerhalb des eigentlichen Lebensraums einer Art stattfinden, beispielsweise in Botanischen und Zoologischen Gärten. Siehe auch Beitrag Art, Artenschutz.

**Sassaniden – die letzte vorislamische Dynastie, die das zweite persische Großreich gründete. 224 – 651 n.Chr.

Für uns Besserwisser: Im Iran werden die Tiere Gawazn Zard-e Irani genannt – Iranischer Gelbhirsch

Alle Bilder dieser Galerie entstanden im Opel-Zoo Kronberg.

Riesenschildkröten


Liebe Leserinnen und Leser, das ist ein langer Beitrag geworden. Bitte nutzt den „Weiterlesen“ Button am Ende der ersten Galerie, um den ganzen Beitrag und die restlichen Bilder zu sehen.

Es sind wahrhaftig urtümliche Tiere. Seit etwa 60 Millionen Jahren (dem Tertiär) bevölkern sie diesen Planeten – unvorstellbar. Geduldig und bedächtig in ihren Bewegungen, in Eile höchstens, wenn Futter in der Nähe gewittert wird oder ein paarungsbereites Weibchen das Interesse eines Männchens geweckt hat. Ich spreche von Landschildkröten (Familie: Testudinidae) und zwar von den Schwergewichtigen unter Ihnen, den Galapagos-, Aldabra- (oder Seychellen-) Riesenschildkröten und Spornschildkröten. Schildkröten sind Reptilien und haben mit Kröten, die ja Amphibien sind, nichts zu tun. Der irreführende Name wurde jedoch bereits im Altgriechischen verwendet, χελώνη bzw. Cheloni bedeutet u.a. „Schildkröte“. Übrigens wurde die in der Ära Gaius Julius Caesars entwickelte militärische Angriffsformation des römischen Heeres „Testudo“ oder „Schildkrötenformation“ genannt. Asterix Leser kennen das natürlich.

Außer der Spornschildkröte sind die noch existierenden Riesenschildkröten alle auf Inseln beheimatet. Wie kommt das und vor allem woher kommen sie? Zwei Theorien besagen, dass sie schwimmend und mit Treibgut die Inselgruppen erreicht haben. Eine andere besagt, dass die heutige Riesenform evtl. eine Verkleinerungsform ehemaliger noch größerer Tiere ist, die sich nach der Entstehung der Inseln in ihrer Größe dem Nahrungsangebot und den Bedürfnissen ihres Lebensraums angepasst haben. Für die erste Theorie spricht auf alle Fälle ihre Fähigkeit mit dem Kopf nach oben schwimmend große Entfernungen zurückzulegen, und sie sind in der Lage bis zu einem halben Jahr auf Nahrung und Süßwasser verzichten zu können. Genuntersuchungen haben ergeben, dass die Tiere der Galapagos-Inseln nahe Verwandte der Patagonischen (Chaco-) Landschildkröte sind. Wahrscheinlich haben sich die Aldabra -Riesenschildkröten auf den Seychellen entwickelt und von dort die Komoren, Madagaskar und andere Inseln besiedelt.

Rekordverdächtig in der Tierwelt ist das Alter, das Riesenschildkröten erreichen können. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist 100 Jahre und mehr. Als Beispiele seien folgende Tiere genannt: „Harriet“ wurde etwa 1830 auf der Galapagos Insel Santa Cruz geboren und starb im Australia Zoo 2006 mit 176 Jahren an Herzversagen. „Adwaita“ wurde um 1750 auf dem Aldabra-Atoll geboren und von Seeleuten als Geschenk für Robert Clive (Gouverneur der britischen Besitzungen in Bengalen) nach Indien gebracht. Ab 1875 lebte Adwaita im damals neu eröffneten Zoologischen Garten Alipur in der Stadt Kalkutta. Er starb ebenfalls 2006 dort und wäre somit etwa 256 Jahre alt gewesen. Als die ältesten lebenden Exemplare gelten Jonathan auf St. Helena (* ca. 1834) und die möglicherweise über 200 Jahre alte Esmeralda auf der Seychellen Insel Bird Island. Sie dürfte mit ca. 300kg auch eines der schwersten lebenden Exemplare sein.

Aldabra-Riesenschildkröte

Der westliche Indische Ozean mit seinen Inseln vor der Ostafrikanischen Küste war das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Riesenschildkröten. Auf Madagaskar und den Komoren starben sie etwa 1000 n. Chr. aus, auf den Maskarenen (La Reunion, Mauritius und Rodrigues) überlebten sie bis 1795. Die heutigen Populationen verteilen sich auf das Aldabra- und das Farquhar-Atoll, sowie die nahe Mahé gelegene Insel Moyenne. Die Insel gehört zum kleinsten Nationalpark der Welt (Sainte Anne Marine National Park) beherbergt aber mit etwa 100 Tieren den größten Bestand.

Die Aldabra Riesenschildkröten unterscheiden sich von ihren auf Galapagos lebenden Verwanden durch folgende Merkmale: Der Kopf ist nur unwesentlich breiter als der Hals, sie haben große Kopfschuppen, ein Nackenschild, vertikal geschlitzte Nasenlöcher und sie können durch die Nase trinken, was beim Trinken aus flachen Tümpeln hilfreich ist.

Auf den Seychelleninseln ernähren sie sich von Gräsern, Blättern und dem sogenannten „Tortoise Turf“ einem Pflanzengemisch das auf den Inseln heimisch ist. Sie wandern bei Bedarf lange Strecken. Ihre Lernfähigkeit, ihr gutes Seh- und Erinnerungsvermögen – was durch Untersuchungen belegt wurde – hilft ihnen Wassertümpel, Schlammlöcher und neue Nahrungsquellen zu finden.

Die Fortpflanzungszeit fällt in die Regenzeit (Oktober bis April). Die Eiablage erfolgt dann in 1-2 Gelegen mit 5-25 Eiern (Juni bis September). Zum Ausbrüten wird eine Bodentemperatur von etwa 25° C benötigt. Das Geschlechtsverhältnis bei den Jungtieren ist etwa 1:1.

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Binturong

Bintu… was? Noch nie gehört, noch nie gesehen? So ging es mir vor einiger Zeit auch, als ich nicht nur vor einem Gehege stand, sondern auch auf dem sprichwörtlichen Schlauch. Aber die Wissenslücke lässt sich leicht schließen:

Binturongs gehören zur Familie der Schleichkatzen und ja die hatten wir schon mal – die Fossas. Am äußeren Erscheinungsbild erkennt man schon wie vielfältig in Gestalt und Aussehen diese Tiergruppe ist. Über eine Eigenschaft verfügen jedoch alle baumbewohnenden Schleichkatzen gleichermaßen, sie sind phantastische Kletterer.

Prof. Grzimek schreibt in seinem Tierlexikon:

Der Binturong ist ein sehr spiellustiges Tier und behält diese Neigung zum Spiel zumindest in Menschenobhut auch als Erwachsener bei. Mit einer Behändigkeit, die seiner schweren, an Kleinbären erinnernden Gestalt und seiner sonstigen Langsamkeit kaum zuzutrauen ist, führt er „Rennspiele“ aus, macht mit allen vieren zugleich die tollsten Sprünge, überschlägt sich dabei manchmal und landet auf dem Rücken.

Grzimeks Tierleben – Säugetiere 3

Allerdings muss der Beobachter ein erhebliches Maß an Geduld mitbringen, da die Tiere sich üblicherweise, wie erwähnt, sehr langsam und bedächtig bewegen und lange Ruhephasen haben.

Ansonsten sind es typische Baumbewohner. Ausgestattet mit einem Klammer- bzw. Greifschwanz, schmalen, scharfen Krallen und nackten Sohlen mit starken Schwielen bewegen sie sich sicher sowohl auf ansteigenden oder waagrechten Ästen als auch kopfüber nach unten.

Ihr deutscher Name Marderbär oder der englische Name Bearcat deuten darauf hin, dass die Tiere ursprünglich zur Familie der Kleinbären gezählt wurden, was sich als falsch erwies. Die Bedeutung des Namens Binturong ist unbekannt. Er stammt vielleicht aus dem indonesischen (benturun(g) – glücklich?) dem Malaiischen (bentur – abstürzen?) oder aus einer sonstigen – evtl. nicht mehr gebräuchlichen – Sprache im südostasiatischen Verbreitungsgebiet der Tiere*

Heimat der Binturongs sind die tropischen Regenwälder von Indien (Nordosten), Westbengalen (nördlicher Teil), Sikkim und Tripura, Nepal, Bangladesch, Myanmar, China (Yunnan, Guangxi), Laos, Thailand, Malaysia, Vietnam, Indonesien (Kalimantan, Sumatra, Java), Philippinen (Insel Palawan). In den meistens dieser Verbreitungsgebiete dürfte er allerdings ausgestorben oder sehr selten sein. Sie ernähren sich von Früchten, Sprossen, kleinen Nagern, Insekten, Vögeln oder Vogeleiern. Zur Nahrungssuche verlassen sie durchaus die Baumwipfel und bewegen sich am Boden als Sohlengänger eher bedächtig und nicht besonders schnell. Lieblingsspeise sind Feigen, deren Samen sie mit ihrem Kot verteilen und so zum Bestand dieser Bäume beitragen.

Über ihre Hauptaktivitätszeit in der Wildbahn gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Vermutlich sind sie dämmerungs- oder sporadisch aktiv. Im Zoo wird ihr Verhalten jedoch von den Fütterungszeiten beeinflusst. Aber auch sehr hohe Außentemperaturen, Regen oder eine zu große Anzahl an Besuchern und der damit verbundene Lärmpegel spielen eine Rolle bei den Aktivitätsphasen. Bei meinen bisherigen Besuchen in den Zoos von Frankfurt, Heidelberg und dem Vivarium Darmstadt hat sich der Zeitraum zwischen 09:00 und 10:00 Uhr als beste Beobachtungszeit bewährt.

Binturongs sind Einzelgänger, leben aber nach der Geburt des Nachwuchses durchaus eine Zeitlang zusammen. Die Weibchen sind dominant und auch deutlich größer als die Männchen. Geburten kann es ein bis zweimal im Jahr geben, die Tragzeit ist 92 Tage. Eigentlich sind das gute Nachrichten für Zoos und deren Nachzucht. Allerdings ist zu befürchten, dass der Genpool der in Zoos gehaltenen Tiere zu klein ist.

1821 wurden diese Tiere durch den britischen Forscher und Gründer Singapurs Thomas Stamford Raffles das erste Mal offiziell beschrieben. Vieles aus dem Leben der Binturongs in der Wildnis ist bis heute ungeklärt. Allerdings haben wir es geschafft durch Bejagung, Vernichtung des Regenwaldes, Umwandlung des Lebensraums in (Palmöl-)Plantagen die Art an den Rand des Aussterbens zu bekommen. Allein in den letzten 30 Jahren soll der Bestand um 30% zurückgegangen sein.

Binturongs sind keine spektakulären Tiere und vielen von uns unbekannt. aber sie sind wichtige Teile ihres Ökosystems (z.B. Feigensamen) und somit haben sie unsere Aufmerksamkeit und Schutz verdient.

Afrikanischer Wildhund

Das erste Mal in „Berührung“ mit Afrikanischen Wildhunden kam ich bei einer Beobachtungsfahrt auf dem Gebiet der Umkumbe Safari Lodge. Ranger Markus bekam während unseres Morgendrives die Nachricht, dass ein Rudel Wildhunde in der Nähe der Lodge gesichtet worden war. Wir befanden uns natürlich am anderen Ende des Reservates, das mehr oder weniger an den Krüger National Park grenzt. Seine Begeisterung über die Sichtung haben wir zunächst nicht verstanden, genauso wenig, warum er in halsbrecherischer Fahrt durchs Reservat raste, um uns ein paar Wildhunde zu zeigen. Doch seine Erklärungen haben uns dann die Augen geöffnet.

Ursprünglich kamen die Tiere in praktisch allen Staaten Afrikas südlich der Sahara vor. Ihr bevorzugter Lebensraum sind Halbwüsten, Kurzgrassteppen, Buschland und Savannen. Hier finden sie optimale Voraussetzungen für ihre Art zu jagen und entsprechendes Wild, wie Gazellen, Antilopen oder Warzenschweine. Die Bestände wurden in den letzten Jahren stark dezimiert und so findet man sie nur noch in Kenia, Tansania, Sambia, Simbabwe, Botswana und Südafrika. Leider hält die Habitatfragmentierung* weiter an. Im Krügerpark leben nach Schätzungen etwa noch 350 Tiere und ca. 20 davon hatten wir nun vor Augen.

Afrikanische Wildhunde gehören zur Familie der Hunde und bilden innerhalb dieser Familie eine eigene Gattung (Lycaon). Sie sind nicht direkt mit den Wölfen oder Haushunden verwandt, die der Gattung (Canis) angehören. Sie lassen sich auch nicht mit Hunden oder Wölfen kreuzen, da sie genetisch nicht kompatibel sind. Ganz falsch ist die Bezeichnung Hyänenhund, denn Hyänen gehören zu den Katzenartigen und haben mit Schleichkatzen (z.B. Mungos, Mangusten) gemeinsame Vorfahren. Wildhunde haben große runde Ohren, einen sehr schlanken Körperbau und sie bellen nicht. Das Fell ist glatt, ohne Unterwolle und eher spärlich, sodass manchmal die schwarze Grundfarbe der Haut durchscheint. Es weist rötliche, braune, gelbe und weiße Flecken auf. Jedes Tier hat eine individuelle Zeichnung, einzig die Schwanzspitze ist bei allen Tieren weiß.

Außer der besonderen Färbung gibt es weitere spannende Eigenschaften im Verhalten dieser Tiere. Es sind Rudeltiere mit einer festen sozialen Struktur. Die Rudel umfassen zwischen 4 und 30 erwachsene Individuen plus Jungtiere. Die Größe der Rudel hängt jedoch vom Futterangebot und der Reviergröße ab. Wenn man bedenkt, dass ein Wildhund etwas 2 kg Fleisch pro Tag benötigt, muss es auch entsprechend viele Beutetiere geben.

Die Koordination innerhalb des Rudels, etwa bei der gemeinschaftlichen Jagd oder der Aufzucht der Jungtiere, bedeutet ständige Interaktionen und wird durch außerordentliche Kommunikationsleistungen ermöglicht. Das Sozialverhalten ist so komplex, dass man sie zu den höchst entwickelten Tierarten zählen muss. Die Töne umfassen ein erstaunliches Spektrum: vogelähnlichen Zwitschern, miauen wie Katzen, heulen, winseln und grummeln wie Haushunde oder zirpen auf Frequenzen, die das menschliche Ohr nicht mehr wahrnehmen kann.

Die Jagd: Wildhunde sind Tag aktiv. Eben noch schlafend oder ruhend, genügt der Laut eines Rudelmitglieds das Witterung aufgenommen hat um alle in Bewegung zu versetzen. Die Beute wird gehetzt, wobei sich das Rudel aufteilt und strategisch vorgeht. Eine Verfolgung über fünf Kilometer mit Höchstgeschwindigkeit stellt kein Problem dar. Die Beute wird gestellt und von den Rudelmitgliedern zerrissen. Eine Tötungsart, die uns grausam erscheint, aber im Gegensatz zu Großkatzen, die ihre Beute erwürgen (Biss in die Kehle), dauert der Todeskampf meist nur 5 Sekunden. Der Jagderfolg liegt bei bis zu 80% während Löwen nur bei 15-30% aller Jagden erfolgreich sind (Geparden 50-70%). Die wichtigsten Beutetiere sind zwar, wie bereits erwähnt z.B. Gazellen, aber in Zimbabwe haben sich Rudel auf die Pavian-Jagd spezialisiert, ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen. ** Im Okavango Tal in Botswana wurde beobachtet, dass Rudelmitglieder durch ein Niesen die restlichen Rudelmitglieder zur Jagd auffordern und, dass es bei den Alphatieren meist nur ein Niesen braucht, um die restlichen Tiere auf die Beine zu bringen. ***

Fortpflanzung: Für Nachwuchs sorgt normalerweise nur das Alpha-Paar. Sollte es vorkommen, dass eine andere Hündin (in der Rangfolge nach dem Alpha-Weibchen) trächtig wird, werden deren Junge durch das Alpha-Weibchen entweder getötet oder adoptiert. 4 bis 17 Welpen werden geboren und von den Rudelmitgliedern versorgt. Die Größe des Wurfes hängt auch hier vom Beuteangebot und den Gegebenheiten im Revier ab.

Rudel: Es herrscht ein Matriarchat. Stirbt das Alphaweibchen teilt sich das Rudel oft auf. Eine Rangfolge ist im Rudel zwar festgelegt, sie ist aber oft nicht leicht zu erkennen, da es zwischen den Tieren wenig Aggression oder Rangkämpfe gibt. Normalerweise verlassen junge Weibchen im geschlechtsreifen Alter das Rudel, während der männliche Nachwuchs bleibt. Das Verhältnis zwischen männlichen zu weiblichen Tieren beträgt etwa 3:1. Die Weibchen suchen sich ein neues Rudel und vertreiben meistens die weiblichen Rudelmitglieder, sodass auf diese Art und Weise Inzucht innerhalb eines Rudels vermieden wird. Kranke, Alte und Jungtiere die nicht an der Jagd teilnehmen können, erhalten ihren Anteil an der Beute von den Jägern, die ein Teil des Fraßes dafür wieder auswürgen. Auf diese Weise werden auch die Wächter, die nicht an der Jagd beteiligt sind, sondern die Jungtiere schützen sollen, versorgt.

Afrikanische Wildhunde lassen sich nicht domestizieren. Dafür fehlt ihnen eine Eigenschaft über die Hunde verfügen – sie lassen sich von Menschen niemals anfassen und sie sind allen Lebewesen gegenüber, außerhalb des Rudels äußerst misstrauisch. Eigenschaften die diese Tiere sehr sympathisch machen.

* der Fachbegriff, der beschreibt, dass die einst großen und weitläufigen Territorien der Hunde entweder ganz dem Menschen zugefallen sind oder in viele kleine Territorien zerstückelt wurden. Afrikanische Wildhunde reagieren sehr empfindlich auf diese Störungen ihres natürlichen Lebensraums. Ansteckende Krankheiten und Unfälle auf Straßen tun ihr Übriges.

**Siehe hierzu den Bericht von Nicholas Dryer: „Neue Beute für Afrikanische Wildhunde im Überlebenskampf“ veröffentlicht National Geographic 23.Nov 18

*** Siehe hierzu den Bericht von Traci Walker: „Diese Hunde stimmen per Niesen ab“ veröffentlicht von National Geographic 09. Nov 17

Für uns Besserwisser:

Der lateinische (wissenschaftliche) Name Lycaon pictus bedeutet etwa „Bunter Wolf“ im Englischen werden sie Painted Dog genannt.

Hunde haben 5 Zehen, die Afrikanischen Wildhunde nur deren 4.

Tierpark Hagenbeck

Geschichte und wichtige Personen

Wahrscheinlich war der Fischhändler und Stammvater der Hagenbecks Gottfried Claes Carl Hagenbeck kein Visionär, sondern eher ausgefuchster Geschäftsmann als er 1848 begann in Hamburg Tiere auszustellen und mit ihnen zu handeln. Auf alle Fälle war die Zurschaustellung der ersten Seehunde auf dem Spielbudenplatz ein solcher Zufallserfolg, dass er die Zukunft der Familie nachhaltig prägen sollte. Mit nur 21 Jahren übernimmt Carl Hagenbeck 1866 das Geschäft und baut daraus das damals größte Tierhandelsunternehmen der Welt. Und Carl hat außer seinem Geschäftssinn auch Visionen. Ein erster „Thierpark“ in Hamburg entsteht 1874 und 1907 wird in Stellingen der Tierpark Hagenbeck eröffnet. In den Jahren nach 1874 entwickelt Carl Hagenbeck die sogenannten Völkerschauen*, gründet einen Zirkus, präsentiert eine „zahme Dressur“ mit Löwen (Dressur durch Belohnung statt Strafe) und meldet ein Patent für gitterlose Tierpark-Freianlagen an.

Mit all seinen Ideen traf Carl Hagenbeck beim Publikum ins Schwarze. Er schuf ein Familienimperium, das über die Grenzen von Hamburg und Deutschland bekannt wurde. Seine revolutionären Ideen in der Tierhaltung wurden weltweit von Zoos übernommen.

  • Schwerpunkte – Tiere

Der Tierpark präsentiert 1850 Tiere (in 210 Arten) und 14.300 Tiere (in 300 Arten) im Tropenaquarium. Die herausragenden Anlagen sind die Elefantenanlage, das Tropenaquarium und das Eismeer (am Ort des bereits 1907 von Carl Hagenbeck eingeweihten Nordland-Panoramas). Nachdem Antje das Walross im Jahr 2003 verstarb, kamen mit der Eröffnung des Eismeeres wieder Walrosse nach Hamburg. Es sind die einzigen die in Deutschland gezeigt werden. Beeindruckend finde ich auch das Orang-Utan Haus, dessen Glaskuppel sich öffnen lässt und freie Blicke auf die Tiere bietet. Eselspinguine, Aldabra-Riesenschildkröten, Saruskraniche, Onager, Kamtschatka Bären oder Himalaja-Thare, die Liste der interessanten Tiere ist lang und wird durch das Tropenaquarium noch verlängert.

  • Artenschutz und Zucht

Besonders erfolgreich war man in der Vergangenheit mit der Nachzucht der Asiatischen Elefanten und Walrosse. Außerdem gab es Nachwuchs bei den Kaiserschnurrbart-Tamarinen, Mandrills, Sumatra Orang-Utans, Südamerikanischen Seebären und -Riesenottern, Nordchinesischen Leoparden, Sibirischen Tigern und den Eisbären. Ein besonderer Erfolg war Hagenbeck bei der ersten Nachzucht der Folohy- oder Bambus-Buntfröschchen (in Madagaskar beheimatet) 2021 beschieden. Diese werden im deutschsprachigen Raum nur in Hamburg und Zürich gezeigt.

Die Artenschutzprojekte des Zoos:

  • Der Tierpark und das Tropenaquarium beteiligen sich an einer Vielzahl Europäischer Erhaltungszuchtprogramme. (EEP)
  • Die Zuchtbücher für Onager und die Nordchinesischen Leoparden werden von Hagenbeck koordiniert.
  • Um dem großen Mangel an natürlichen Nistplätzen entgegen zu wirken wurden auf dem Gelände 350 Nistkästen für Vögel installiert. Diese wurden durch Fledermausnistkästen ergänzt.
  • Im Park wurden Feuchtbiotobe für Amphibien angelegt.
  • Es wurde ein Wildbienenprojekt ins Leben gerufen.
  • Bildung

Die Ll-Zooschule bietet ein Bildungsprogramm für Kinder, Schulklassen und Erwachsene.

  • Mein Fazit

Der Tierpark beeindruckte mich nicht nur durch seine Größe und den Bestand an Tieren in vielen unterschiedlichen Arten, es ist auch die moderne Präsentation (das Panoramakonzept) und die besondere Atmosphäre. Die Gehege bzw. Freianlagen sind weitestgehend den Bedürfnissen seiner Bewohner angepasst, bieten dem Besucher aber auch viele gute Perspektiven z.B. durch riesige Glasscheiben oder Einsicht in Gehege von mehreren Standpunkten. Eingebettet ist dies alles in eine Gartenanlage mit altem Baumbestand, kleinen exotischen Bauten und Weihern, die jedem botanischen Garten zur Ehre gereichen würde.

Wo viel Licht ist, gibts auch Schatten. Das trifft leider auch auf Hagenbeck zu. Seit Jahren tobt ein unappetitlicher Streit im Familienclan der Hagenbecks, mit häufigen Wechseln in der Führung, die der Weiterentwicklung des Tierparks häufig entgegenstand. Der nun eingesetzte Geschäftsführer – der nicht aus der Familie stammt – versucht mit Brachialgewalt und veraltetem Führungsstil den Tierpark nach Corona und Investitionsstopp wieder in die Erfolgsspur zu bringen. Möge die Übung gelingen. Der Imageverlust dürfte jedoch immens sein.**

*Völkerschauen – Hierzu empfehle ich einen Beitrag des NDR der in Youtube abrufbar ist: Menschen ausgestellt im Zoo – Das dunkle Kapitel Völkerschauen | Panorama 3 | NDR. Auch bei diesem Thema würde es dem Image der Hagenbecks guttun sich zu äußern.

** Artikel zum Thema findet Ihr in der Onlineausgabe vom Hamburger Abendblatt

Nachtrag vom 18.07.

Ich möchte vorausschicken, dass die folgenden Zeilen, die meine Meinung widerspiegeln, nicht alleine an das Unternehmen Hagenbeck gerichtet sind. Sie sind allgemeingültig, die Probleme branchenübergreifend.

In meiner langjährigen Tätigkeit als Reiseverkehrskaufmann galt immer der alte Spruch „nichts ist so beständig wie der Wandel“. Liebgewordene Routinen, Arbeitsabläufe, die man in- und auswendig kannte und beherrschte, waren von heute auf morgen nicht mehr gültig, ja sogar Privilegien wurden eingeschränkt oder abgeschafft. Das Schlimme daran war meistens nicht die Neuerung an sich oder der Verzicht, sondern die mangelnde Kommunikation der Entscheider und Vorgesetzten und somit das fehlende Verständnis für Entscheidungen bei den Betroffenen.

Aus meiner Sicht sind heute Zeitmanagement, Kontrolle von Prozessen, Beurteilung von Kolleginnen und Kollegen unumgänglich. Und natürlich müssen Daten erfasst werden um Vergleiche anstellen zu können.

Etwas darf aber auf keinen Fall geschehen, dass man sich nämlich fragt: „Ist das noch der Beruf der für mich einmal Berufung war?“ Beispiele gefällig? Fremde Länder und Kulturen kennenzulernen war schon immer mein Wunsch und diesen hat mir die Reisebranche erfüllt – bis in den letzten Jahren plötzlich über zu hohe Kosten, Einschränkungen bei Privilegien und bei der Weiterbildung gesprochen wurde. Und ja, da habe ich mir diese Frage stellen müssen und sie mit nein beantwortet.

Wenn ich mir Gespräche und Interviews mit Tierpflegerinnen und Tierpflegern anhöre, dann wird eines klar: die Motivation diesen Beruf zu ergreifen ist der direkte Kontakt und ein enges Verhältnis zu den betreuten Tieren. Es wäre ein großer Fehler, wenn das Zoomanagement diesen Aspekt – aus welchen Gründen auch immer – einschränkt oder gar ausblendet. Solange Beruf und Berufung eins sind, lässt sich auch die eine oder andere bittere Pille schlucken.