Rotschulter-Rüsselhündchen

Dieser Name ist zumindest in Teilen verwirrend, wenn man sich das Tierchen ansieht. Mit einem Hund hat es nämlich gar nichts zu tun und ob die verlängerte Nase als Rüssel bezeichnet werden kann sei dahingestellt. Allerdings muss man dem Entdecker der Rüsselhündchen zugutehalten, dass man damals Tiere meist nach ihrem Erscheinungsbild bzw. körperlichen Merkmalen einordnete. Aufgrund ihrer großen, nach hinten gebogenen Eckzähnen (Hund) und der beweglichen, verlängerten Nase (Rüssel) erhielten die Tiere vom deutschen Zoologen und Naturforscher Wilhelm Peters ihren Namen. Peters hatte die Tiere während einer Expedition 1843 in Mosambik entdeckt. Heute kann man mit Hilfe von molekulargenetischen Untersuchungen neue Erkenntnisse gewinnen, allerdings werden einmal vergebene Namen nicht revidiert.

In der Systematik der höheren Säugetiere, zu denen die Rüsselhündchen gehören, gibt es jedoch interessante Verwandtschaftsverhältnisse:
In der Gruppe der Afrotheria werden sechs Ordnungen zusammengefasst. Gemeinsam ist ihnen ein Genom das sie als stammesgeschichtliche Vertreter der afrikanischen Tierwelt ausweist. Mit dem Auseinanderbrechen des südlichen Großkontinents Gondwana in der Kreidezeit entwickelte sich Afrotheria und brachte ganz unterschiedlich aussehende Vertreter hervor. Z.B. die Röhrenzähner (Erdferkel), Schliefer (Klippschliefer), Seekühe oder den Afrikanischen Elefanten und letztendlich auch die Rüsselspringer (mit den Rüsselhündchen und den Elefantenspitzmäusen). Rüsselspringer werden auch wissenschaftlich/ englisch Sengis genannt. Rüsselhündchen sind deren größte Vertreter.

Die folgenden Bilder wurden im Zoo Frankfurt aufgenommen:

Es werden folgende fünf Arten Rüsselhündchen unterschieden:

Rotschulter-Rüsselhündchen im südöstlichen Kenia und nordöstlichen Tansania sowie den vorgelagerten Inseln Sansibar und Mafia.
Goldenes Rüsselhündchen in der Küstenregion des südöstlichen Kenia
Geflecktes Rüsselhündchen vom Osten der D.R. Kongo über Malawi und Tansania bis nach Mosambik
Dunkles Rüsselhündchen nördliche D. R. Kongo und Uganda
Graugesichtiges Rüsselhündchen in den Udzungwa-Bergen im zentralen Tansania

Zum letzteren sei erwähnt, dass es erst im Jahr 2008 vom Verhaltensökologen Galen Rathbun und F. Rovero bei einer Expedition entdeckt wurde. Da aber in den Zoos überwiegend das Rotschulter – Rüsselhündchen gezeigt wird, soll dieser Beitrag dieser Art gewidmet sein.

Die Färbung: Der Kopf, die vorderen Rumpfpartien sowie der Bauch sind orange oder rotbraun. Der hintere Teil des Körpers ist schwarz. Das Fell insgesamt kurz.

Nahrung: Auffällig ist nicht nur die Schnauze, die rüsselartig verlängert und nach allen Richtungen bewegt werden kann, sondern auch die lange Zunge. Rüsselhündchen durchwühlen den laubbedeckten Boden auf der Suche nach Insekten und anderen wirbellosen Tieren. Sie verlassen sich dabei auf eine olfaktorische Wahrnehmung.

Ihr bevorzugter Lebensraum sind laubabwerfende Küstenwälder bzw. die Wälder der Eastern Arc Mountains, einer Gebirgskette in Kenia und Tansania. Es ist also ein sehr eng begrenztes Gebiet, das aber mit seinen immergrünen Bäumen und dem laubbedeckten Boden ideale Voraussetzungen bietet. Die Gehege in den Zoos, wie beispielsweise in Frankfurt oder Basel, sind entsprechend angelegt und mit einer dicken Schicht Laub bedeckt, sodass man die Tiere beobachten kann, wie sie mit ihrer Schnauze den Boden durchpflügen und wühlen auf der Suche nach ihrer Lieblingsspeise.

Im Gegensatz zu ihren nahen Verwandten sind Rüsselhündchen tagaktiv. Wie alle Sengis haben sie einen gut entwickelten Seh-, Hör- und Geruchssinn und sie sind unglaublich flink (für Fotografen eine schöne Herausforderung). Das ist natürlich bei Tieren ihrer „Größe“ erforderlich, da es eine Vielzahl von Fressfeinden gibt.

Männchen und Weibchen bilden eine sogenannte Fortpflanzungsgemeinschaft. D.h. sie leben zwar monogam kommen aber nur zur Fortpflanzung zusammen. Ihre Territorien überlappen sich oder sind deckungsgleich und sie verteidigen sie gemeinsam und zwar geschlechtsspezifisch, also Weibchen gegen Weibchen und Männchen gegen Männchen. Das Junge wird in einem vorher angelegten Nest (eine Mulde ausgelegt mit Blättern) geboren, dort bleibt es etwa 2 Wochen. Wahrscheinlich um es vor Entdeckung vor Fressfeinden zu schützen, besucht die Mutter ihr Jungtier nur zum Säugen. Nach etwa 20 Wochen verlässt es das Territorium der Eltern und sucht sich ein eigenes.

In Gefangenschaft werden Rüsselhündchen bis zu 11 Jahre alt. In der Natur 3 – 4 Jahre. Laut Galen Rathbun (1990+ 2000) ist der Status aller Rüsselhündchen besorgniserregend, da sie in eingeschränkten oder fragmentierten Waldlebensräumen vorkommen, die stark durch Abholzungspraktiken und Rodungen für die landwirtschaftliche und städtische Entwicklung beeinträchtigt werden. In manchen Gegenden kann auch die Nahrungssuche ein Problem darstellen.

Für uns Besserwisser: Die olfaktorische Wahrnehmung oder Riechwahrnehmung, auch Geruchssinn oder olfaktorischer Sinn (von lateinisch olfacere – riechen) genannt, ist die Wahrnehmung von Gerüchen.
Kreidezeit – vor 145 Mio. Jahren bis vor 66 Mio. Jahren.

Alle Bilder der obigen Galerie entstanden im Zolli Basel im März 24. Die beiden folgenden Bilder zeigen links einen Kurzohr-Rüsselspringer und rechts eine Rotbraune-Elefantenspitzmaus die nächsten Verwandten der Rüsselspringer aufgenommen im Zoo Frankfurt im April 24