Löwe

Tierstimmen lösen bei uns sehr unterschiedliche Reaktionen und Empfindungen aus: das Zwitschern von Singvögeln lässt uns beim Spaziergang innehalten und lauschen; das Gurren der Taube vor dem Schlafzimmerfenster lässt uns an Mord denken; das Kläffen von Hunden die eigentlich keine mehr sind, nervt uns; das Heulen eines Wolfes jagt uns einen Schauer über den Rücken und das Miauen eines Kätzchens löst bei uns einen „Streichelimpuls“ aus.

Das tiefe, langanhaltende Gebrüll eines Löwen gehört wohl zu den beeindruckendsten Stimmen in der Natur (wie auch das Trompeten von Elefanten). In den Savannen Afrikas hat man das Gefühl alles Leben erstarrt und lauscht; im Zoo setzen sich die Besucher eilig in Richtung Löwengehege in Bewegung um die Ursache für das Gebrüll herauszufinden. Das Gebrüll das übrigens meistens morgens und in der Abenddämmerung angestimmt wird und das etwa 5-9 km weit hörbar ist, dient der Reviermarkierung und wohl auch der Kommunikation mit weiter entfernten Rudelmitgliedern. Ein Ranger in der Motswari Lodge (nähe Krügerpark) erklärte uns, der brüllende Löwe würde seinen Bruder rufen.

Der Faszination für diese Tiere kann auch ich mich schwerlich entziehen und so ist es an der Zeit, einige Zeilen über Löwen zu schreiben.

Beschreiben braucht man diese Tierart eigentlich nicht. In vielen Tierdokus sind sie Thema, Spielfilme und Zeichentrickfilme tragen zu ihrem Bekanntheitsgrad bei. Adlige Familien, Städte und Länder haben sich den Löwen als Wappentier erkoren.

Fangen wir also mit der Taxonomie an. Auf der Seite der WWF finde ich zu Löwen folgende Bemerkung: Bis zur abschließenden wissenschaftlichen Klärung schlagen die Raubkatzenexperten der Weltnaturschutzunion IUCN folgende Gliederung der Löwen vor: Die Löwen in Asien, West- und Zentralafrika gehören zur Unterart P. l. leo. Daneben bilden die Löwen in Süd- und Ostafrika die Unterart P. l. melanochaita. Es wird davon ausgegangen, dass diese Einteilung demnächst wissenschaftlich bestätigt wird.“

Die traurige – bestätigte – Wahrheit ist, dass die Unterart der West- und Zentralafrikanischen Löwen stark gefährdet ist (ca. 2850 Tiere) und Berber-Löwen in der Wildnis bereits ausgestorben sind. Der Bestand an Asiatischen Löwen ist auf einen kleinen Bestand im indischen Gir Forest bei Gujarat geschrumpft und somit höchst gefährdet (noch etwa 400 Tiere). In den Zoos kann man sie teilweise noch bewundern und ihre Zucht ist erfolgreich.

Süd- und Ostafrikanische Löwen sind größer als ihre nordafrikanischen und asiatischen Verwandten und die Mähne der Männchen ist deutlich umfangreicher. Bei der asiatischen Unterart kann man daher meist die Ohren sehen. Bei den Afrikanern sind sie durch die Mähne verdeckt. Und für Besserwisser: Löwen sind die einzigen Katzen, deren Schwanz eine Quaste hat. Die Fellfarbe ist üblicherweise einfarbig hell- oder dunkelbeige, allerdings gibt es auch weiße Löwen in Südafrika (Transvaal Löwen) und einigen Zoos. Es handelt sich jedoch nicht um Albinos, sondern um eine erbliche Defektmutation (es fehlen farbstoffbildende Zellen). Die Mähne der männlichen Löwen beeindruckt allerdings nicht nur uns Menschen, sie hat zwei ganz wichtige Funktionen, dazu komme ich gleich.

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Säbelantilope

Diesen Text müsste ich eigentlich in der Vergangenheitsform schreiben. Aber eins nach dem anderen.

Der Lebensraum dieser schönen Antilope ist das nördliche Afrika und umfasst alle Länder in der Sahara oder an sie angrenzend. Dementsprechend sind sie „Hungerkünstler“ und kommen auch einige Tage ohne Nahrung und wochenlang ohne Wasser aus. Sie fressen Gräser, Kräuter, Blätter, Knospen, Früchte, Wurzelknollen und Zwiebeln. Um ihren Bedarf zu decken wandern die Herden weite Strecken.

Angepasst an diese Lebensweise sind die Jungtiere nach ihrer Geburt „Ablieger“. Sie warten also geschützt – soweit möglich – auf die Rückkehr des Muttertieres während deren Nahrungssuche. Nach zwei Wochen bilden die Kälber einen „Kindergarten“ und schließen sich der Herde an.

Säbelantilopen gehören zum Tribus – Pferdeantilopen und der Gattung – Oryx und sind somit nahe Verwandte der Oryx-Antilopen, die man von der Arabischen Halbinsel und dem südlichen Afrika kennt.

Und nun der traurige Teil der Geschichte. Der Direktor der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Philipp J. Cretzschmar hat die Art zum ersten Mal 1826 wissenschaftlich beschrieben. Im Jahr 2000 mussten die Säbel-Antilopen als ausgerottet eingestuft werden. 1970 lebten in freier Wildbahn noch einige Tausend Tiere. Doch Bürgerkriege, Wilderei und natürlich auch die Dürreperioden in der Sahelzonen ließen den Antilopen keine Chance. Hinzu kam, dass die Menschen offensichtlich ihren Spaß daran hatten, die Jagd vom Auto oder Flugzeug aus zu betreiben. Da die Tiere in ihrem Lebensraum praktisch keine Rückzugsmöglichkeit hatten und Flucht sinnlos war, wurden die Bestände schnell vernichtet.

Von den letzten Überlebenden kamen Anfang der 60er Jahre aus dem Tschad Tiere in europäische Zoos und sicherten so zunächst einmal das Überleben der Art. Erfolgreiche Auswilderungen folgten dann in Tunesien und Marokko, wo heute in geschützten Reservaten etwa 500 Tiere leben. Nach einer Zählung aus dem Jahr 2013 leben in Zoos weltweit etwa 1750 Exemplare und noch ca. 4000 (geschätzt) auf Jagdfarmen und in Privatbesitz in arabischen Ländern.

Ja und wenn der geneigte Leser noch etwas Geld übrig hat: texanische Jagdfarmen bieten Trophäen-Abschüsse für 3000 bis 6500 USD an, rein weiße Exemplare kosten etwa das Doppelte. (Info aus Zootierliste.de)

Ich beende meinen Beitrag nun (bevor mir noch schlecht wird) und füge wie immer einige Fotos an. Diese sind im Vivarium Darmstadt und der Wilhelma Stuttgart entstanden. Die Bilder der Oryx-Antilopen wurden in einem Hotel Resort in Dubai (2001) und in der Kalahari /Südafrika (2019) aufgenommen.