Zoo (Zolli) Basel

  • Geschichte und wichtige Personen

Nachdem die Ornithologische Gesellschaft Basel im Jahr 1873 einen Aufruf an die Einwohner Basels lancierte, um sich für die Gründung eines Zoos zu engagieren, fand bereits am 03. Juli 1874 dessen Eröffnung statt. Der Zoo wird seit dieser Zeit als eine nicht gewinnorientierte Aktiengesellschaft geführt. In den ersten Jahren galt der Zoo eher als Naherholungsgebiet für die Städter, mit vielen in der Schweiz und im Alpenraum heimischen Tieren. Allerdings verursachte dieses Konzept dem Zoo finanzielle Schwierigkeiten, zumal die Alpentiere sehr parasitenanfällig waren und nicht lange im Zoo überlebten.

Dem Zeitgeist entsprechend, der nach Exotik verlangte, bot man zwischen 1880 und 1899 verschiedene Völker- und Tierschauen an (siehe auch Beitrag Hagenbeck), die die finanzielle Lage etwas entspannten. Mit einem Legat* von Johannes Beck konnte der Zoo sich 1901 sanieren. Viele Gönnerinnen und Gönner folgten und folgen dem Beispiel des Basler Tierfreundes bis heute.

In den folgenden Jahren konnte der Zoo kontinuierlich erweitert und modernisiert werden. Zu verdanken ist diese Entwicklung auch den vorausschauenden Zoodirektoren wie z.B. Heini Hediger oder Ernst Lang.

  • Name

Der Schweizer Publizist Urs Meier hat geschrieben:

„Die Deutschschweizer sind Diminutiv-Weltmeister (Substantiv Verkleinerung). Wer von einem anderen Sprachgebiet her in die alemannische Schweiz kommt, wundert sich über deren Hang zur sprachlichen Verkleinerung. Es ist zu vermuten, dass die Weltmeister des Diminutivs in der Deutschschweiz hausen.“

Urs Meier – Journal21.ch

Das ist ja durchaus sehr sympathisch und so ist es nur folgerichtig, dass der Zoo von den Baslerinnen und Baslern den Namen „Zolli“ bekam.

  • Schwerpunkt – Tiere

Tierbestand zum 31.12.2021: Insgesamt 8625 Tiere in 533 Arten nennt der Zoo sein Eigen. Dazu gehören 602 Säugetiere in 56 Arten, 602 Vögel in 67 Arten, 205 Reptilien in 31 Arten. Der Rest verteilt sich auf Amphibien, Fische und Wirbellose.

  • Primaten-Initiative 2022

Die Tierschutzorganisation “Scientence Politics“ hatte 2017 eine Volksinitiative „Grundrechte für Primaten“ lanciert. Ziel der Abstimmung sollte es sein, den im Kanton Basel gehaltenen Primaten eingeschränkte Grundrechte zu gewähren. Konkret haben die Unterstützer der Initiative gefordert, dass Primaten das Recht auf Leben und das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit zugesprochen werden müsse. Das hätte für die Zukunft wahrscheinlich weitreichende, negative Auswirkungen für die Haltung und den Schutz von Menschenaffen gehabt. Am 07.02.2022 hat sich die Basler Bevölkerung in dieser einmaligen Abstimmung eindeutig gegen die Initiative ausgesprochen. Zur großen Erleichterung des Zolli, der die Primaten durch das strenge Tierschutzgesetz ausreichend geschützt sieht.

Meine Meinung: Es ist sind nicht nur Tierrechte und Tierschutzgesetzte die wir hier im Auge haben müssen. Um das Wohl der Tiere sorgen sich engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – egal in welcher Position – mit Herzblut und Verstand an 365 Tagen im Jahr. Das finde ich ist einer der wichtigste Aspekt in der Tierhaltung.

  • Artenschutz und Zucht

International führt der Basler Zoo die Zuchtbücher für Panzernashorn, Zwergflusspferd und den Somali-Wildesel. Auf europäischer Ebene die Zuchtbücher für den Kleinen Kudu, das Totenkopfäffchen und den Türkisnaschvogel.

Am 13. Mai 2022 gab es mit Tarun bereits das 36. mal Nachwuchs bei den indischen Panzernashörnern. Die weltweit erste Geburt eines Panzernashornbullen (Rudra) in einem Zoo konnte bereits 1956 in Basel gefeiert werden. Aber egal ob Strahlenschildkröte aus Madagaskar oder Westlicher Flachlandgorilla, der Zolli kann viele wichtige Zuchterfolge vorweisen.

  • Die Artenschutzprojekte des Zoos

Wie viele Zoologische Gärten sammelt der Zoo über einen Aufschlag zu den Eintrittskarten einen sogenannten Naturschutzfranken. Seit 2016 sind so CHF 1,3 Mio. zusammengekommen, die in wechselnde Projekte fließen. Das waren 2022 die folgenden in-situ Projekte:

  • Afrikanische Elefanten im Amboseli Nationalpark von Kenia über die „Big Life foundation“,
  • Der «Predator Compensation Fund» der «Big Life Foundation (BLF)» setzt sich im Amboseli-Tsavo Ökosystem in Kenia für den Schutz der Löwen ein,
  • Korallen und Schwämme auf Sansibar über Marinecultures.org
  • «Aires Marines Protégées» (AMP) sind Meeresschutzgebiete des Mittelmeers. Diese bilden effiziente Instrumente zum Schutz der biologischen Vielfalt über den «Fonds Fiduciaire pour les AMP de Méditerranée»,
  • Reisfinken in Indonesien,
  • Panzernashörner in Indien,
  • Okapis in der Demokratischen Republik Kongo,
  • des weiteren Orang-Utans in Malaysia, Schneeleoparden in Zentralasien, Rubinkehltangaren in Brasilien, Somali-Wildesel in Eritrea, Springaffen in Peru, Zwergflusspferde in Sierra Leone und Visayas-Pustelschweine auf den Philippinen.
  • Darüber hinaus engagiert sich der Zolli in über 40 internationalen Erhaltungs- und Zuchtprogrammen für bedrohte Tierarten
  • Bildung

Ein umfangreiches Programm mit Führungen, Workshops und Projektwochen richtet sich an Schulklassen. Es besteht ein Weiterbildungsprogramm für Lehrkräfte und es wird umfangreiches Lehrmaterial zur Verfügung gestellt.

  • Mein Fazit

Für mich Bahnfahrer liegt der Zolli sehr praktisch, etwa 10 Minuten zu Fuß vom Bahnhof SBB. Das Gelände umfasst 11 ha (zum Vergleich Frankfurt 12 und Zürich 28). Flache Strecken wechseln sich ab mit leichten Anstiegen. Die gärtnerische Planung ist sehr gut gelungen mit viel Grün um und zwischen den Gehegen. Die Gehege sind sehr gut – meist von verschiedenen Punkten – einsehbar. Herausragend die Anlagen der Elefanten, Panzernashörner und das Affenhaus. Seit 2019 wird das historische Vogelhaus renoviert und erweitert. Freiflugvolieren werden den Besuchern einen Blick ohne Netze oder Glas auf die „Juwelen der Lüfte“ gewähren. Die Eröffnung ist fürs erste Halbjahr 2023 geplant. Ein weiteres spannendes Highlight auf das ich mich freue.

Ich mag diesen Zoo!

  • Zukunft

Der Zolli ist ein innenstädtischer Zoo, eine Erweiterung ist also äußerst schwierig. Die Stadt umschließt das Gelände fast vollständig. Mit dem Bau eines Parkhauses könnte die Fläche des Parkplatzes vor dem Haupteingang als Erweiterung (etwa 6000 qm) gewonnen werden. Die Umsetzung soll ab 2024 beginnen. Eine langfristige Testplanung beschäftigt sich mit einer weiteren Fläche im Süden an den Zoo anschließend (etwa 15.000 qm). Wie alle Zoos mit begrenzter Fläche hat auch der Zolli das Problem, dass neue artgerecht gestaltete Gehege entsprechend größer als in der Vergangenheit sein sollen. Dies auch im Hinblick auf die Vergesellschaftung mehrerer Tierarten auf einer Fläche. Insofern gehen Umbauten immer zulasten der Nachbargehege, die dann in den meisten Fällen für die ursprüngliche Tierhaltung entfallen.

*unter Legat versteht man einerseits einen Gesandten oder Befehlshaber im römischen Reich bzw. auch im Mittelalter. Hier ist aber ein Vermächtnis (aus dem Erbrecht) gemeint.

Basler Schwergewichte